Ein Duft, der sich durch Simplizität und Raffinesse auszeichnet, beherbergt in einem Flakon, der mit Klarheit brilliert: Vor 28 Jahren ließ der japanische Modedesigner Issey Miyake den Duft „L’Eau d’Issey“ kreieren, der einlädt, die Facetten des Wassers zu ergründen…
Ein Mann, eine Vision. Vor 28 Jahren ließ der japanische Modedesigner Issey Miyake von Meister-Parfumeur Jacques Cavallier Belletrud einen Duft kreieren, der seinen Anspruch an Klarheit und Simplizität verkörperte und in einem raffiniert schlichten Flakon präsentiert wurde. Ganz einfach auch der Name: „L’Eau d’Issey“.
Vor vielen Jahren traf ich Issey Miyake in der japanischen Hauptstadt Tokio. Anlass war die Präsentation einer neuen Variante seines Klassikers „L’Eau d’Issey“. „Früher war es in Japan verpönt, sich zu parfümieren“, erzählte mir der Designer damals. „Da ich ja inzwischen in New York und Paris gelebt hatte, war es für mich aber eine Selbstverständlichkeit, mich morgens oder vor dem Ausgehen mit einer wohlriechenden Flüssigkeit einzusprühen. Ja, und dann passierte es, dass mir hier der Eintritt in ein klassisches japanisches Restaurant verwehrt wurde. Nichts sollte von den köstlichen, aber immer sehr diskreten Essensdüften ablenken.“
Purismus und Klarheit im Fokus
Der 1938 in Hiroshima geborene Miyake, der beim Abwurf der Atombombe gerade einmal sieben Jahre jung war und bei dem Angriff fast seine gesamte Familie verlor, studierte an der Kunsthochschule Tama in Tokio Grafikdesign. Schon damals lag der Fokus seiner Entwürfe mehr auf dem Design als auf extravaganter Mode. Besonders Innovationen im Stoffbereich sollten später zu seinen Spezialitäten zählen. In den 80er-Jahren wurden dann Plissees jeglicher Art zu seiner Signatur – und sie sind es bis heute noch. Die meisten seiner Kleidungsstücke konnte und kann man nach Belieben um den Körper drapieren. Gerade diese gestalterische Freiheit machte ihn vor allem in Künstlerkreisen beliebt. Auch Hollywood-Schauspielerin Meryl Streep gilt als Miyake-Fan. Entspannt und zwanglos waren seine Entwürfe. Deshalb sollten Purismus, Klarheit und Konzentration auf das Wesentliche auch seinen ersten Duft beeinflussen.
Unaufgeregtheit dominiert Duft und Flakon
„Man spricht ja von Eau de Toilette oder Eau de Parfum“, erklärt er seine Philosophie. „Das brachte mich auf die Idee, die Facetten von Wasser zu ergründen. Von Tautropfen über leichten Sommerregen, einem stillen See oder einer sprühenden Gischt – präsent, aber dabei leise, so wie es meine japanischen Wurzeln vorgeben.“ Zusammen mit Parfumeur Jacques Cavallier Belletrud legte er die Nuancen von „L’Eau d’Issey“ fest: Freesie und Lotus, die für Transparenz sorgen. Weiße Lilie und Pfingstrose schaffen diskrete blumige Akzente. Edelhölzer und Osmanthus ergänzen Dunkelheit und Wärme. Insgesamt eine Unaufgeregtheit, die sich auch im Design des Flakons fortsetzt: kegelförmig, aus mattem Glas. Der Verschluss wird von einer silberfarbenen Kugel gekrönt, die einen Wassertropfen symbolisieren soll.
Erst die Trägerin erfüllt seine Vision
Nach wie vor liebt Miyake es, auf einer der Straßen dieser Welt einer Frau zu begegnen, die seine Mode oder seinen Duft trägt. Aber auch hier wieder typisch japanisches Understatement: „Ich trage ja nur eine Hälfte zum Gesamteindruck bei. Die andere Hälfte – egal, ob es sich um Kleidung oder Duftgarderobe handelt – wird von der Persönlichkeit der Trägerin bestimmt. Ich habe eine Vision. Und erst die Frau erfüllt sie mit wahrem Leben.“