Im Supermarkt reihen sich perfekt gewachsene Möhren, Kartoffeln und Gurken aneinander. Aber nicht jedes geerntete Exemplar landet auch in der Frischetheke – schon im Vorfeld wird Gemüse und Obst mit Schönheitsfehlern aussortiert. Dabei schmecken Misfits nicht weniger gut.
Dass wir als Gesellschaft sehr unreflektiert mit unseren Ressourcen umgehen ist kein Geheimnis. Ein großes Problem ist die Lebensmittelverschwendung. Im Alltag weniger Essen wegzuschmeißen, Reste zu verwerten und regional einzukaufen ist ein Weg, um nachhaltiger zu kochen. Was viele aber nicht wissen ist, dass das eigentliche Problem beispielsweise bereits bei der Ernte von Obst und Gemüse beginnt. Märkte nehmen in den meisten Fällen nur Waren entgegen, die einer Norm entsprechen. Gurken, Zucchini und Möhren sind am besten kerzengerade und Kartoffeln, Äpfel und Kürbisse sind im Idealfall rund und ohne Makel. Die Logik dahinter: nur perfektes Gemüse und Obst erzielt einen hohen Preis. Eine Ware mit Makeln landet entweder im Müll, vergammelt auf dem Acker oder wird an Tiere verfüttert. Man nennt Sie Misfits – englisch für „Außenseiter“
Die Welt wird grüner
Etwa ein Drittel der in Deutschland angebauten Waren schaffen es nicht in den Supermarkt. Weltweit geht man davon aus, dass 28 Prozent Land von Pflanzen belegt sind, die nicht konsumiert werden können. Dafür wird im Jahr etwa 250 Kubikmeter Wasser vebraucht. Dieselbe Menge Wasser nutzt Deutschland etwa in 68 Jahren.
Mit Misfits kochen
NGOS und nachhaltige Alternativen setzen sich weltweit dafür ein, dass auch Misfits verkauft und verarbeitet. In Deutschland findet man solche Projekte in Berlin, München und Hamburg. Auch online gibt es Anbieter, die beispielsweise Pakete mit Misfits vertreiben. Letztlich liegt es am Einzelverbraucher, denn nur wir können Supermärke und Händler verständlich, dass auch unperfektes Gemüse und Obst unser Geld wert ist. Der Geschmack bleibt gleich und da die Lebensmittel oft weiterverarbeitet werden, beispielsweise als Suppe oder Püree, ist das Aussehen sowieso zweitrangig. Und seien wir mal ehrlich, eine Kartoffel in Herzform oder zwei miteinander verwachsenen Tomaten machen doch gerade in der Sterneküche eine gute Figur.