Big, bold, dramatic: Die Mob-Wife-Ästhetik - séduction Magazin Germany
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FASHION

Big, bold, dramatic: Die Mob-Wife-Ästhetik

Von Tamara Draisbach 27/01/2024
Credit: Spotlight Launchmetrics
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Wer sich viel in den sozialen Medien aufhält, an dem ist der Hype um die sogenannte Mob-Wife-Ästhetik sicherlich nicht vorbeigegangen. Denn der Style ist in diesem Winter virtuell in aller Munde. Mit einer gehörigen Portion Extravaganz und Drama löst er die auf Minimalismus und Reduktion bedachten Strömungen wie „Clean girl” oder „Quiet Luxury” ab. Wie der Mob-Wife-Style funktioniert und warum der Begriff nicht ganz unproblematisch ist.

Das Comeback des Maximalismus

In den vergangenen Jahren ging der Trend ganz allgemein verstärkt in Richtung Minimalismus, Reduktion und Zurückhaltung. 2024 scheint sich nun eine Wende abzuzeichnen. Maximalismus ist in, ob in der Mode oder im Design. In diese Strömung fügt sich die Mob-Wife-Ästhetik besonders gut ein, denn Zurückhaltung ist hier fehl am Platz. Es darf wieder auffällig, mutig, glamourös, verrucht und sogar ein bisschen trashig werden. Die Mob-Wife, dem Name nach die Ehefrau eines Kriminellen, liebt den großen Auftritt. 

Der Mob-Wife-Style: The bigger, the better

Dazu kleidet sie sich bevorzugt in Animal Prints (Leo!), dunkles Leder und massige Pelz-Mäntel, gerne in Kombination mit übergroßen Designer-Handtaschen, dunklen Sonnenbrillen und auffälligem Schmuck. Hier gilt: Mehr ist mehr. Das zeigt sich auch bei Make-Up und Styling: Voluminöses Haar, rote Nägel und Smokey Eyes sind wieder gefragt. Die Lippen werden wahlweise rot geschminkt oder mit Lipliner umrandet, wie es schon die Y2K-Ära vormachte.

Die ahnungslose Ehefrau

Inspiriert ist der Look einerseits vom Supermodel-Glam der 90ies, aber vor allem vom Stil der Verbrecherbraut, wie er in zahlreichen Mafia-Filmen imaginiert wurde. Dieser wiederum bildet eine stereotype Vorstellung vom Stil amerikanischer Frauen in New York und New Jersey mit italienischem Migrationshintergrund ab. Bereits aufgrund dieses Klischees ist der Trend nicht ganz unproblematisch, aber auch das dahinterstehende Frauenbild sollte kritisch betrachtet werden. Denn die Mob-Wife ist, wie der Name bereits nahelegt, zuallererst Ehefrau. Ihr Mann macht die Geschäfte und sorgt durch seine illegalen Machenschaften für ihr Einkommen. Ihr „Job“ ist es stets gefällig auszusehen, die perfekte Hausfrau und Mutter zu sein, ihren Mann zu unterstützen und ihm den Rücken frei zu halten — ein veraltetes Rollenbild, das wenig mit weiblicher Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit zu tun hat. 

Die modernisierte Mob-Wife

Allerdings ist es durchaus möglich, diesen Trend für sich auf eine moderne Art neu zu interpretieren und das Narrativ der hörigen, stets perfekten Ehefrau umzuschreiben. Denn mit dem Style kann ebenso Selbstbewusstsein und Stärke ausgedrückt werden. Während etwa das „Clean Girl” seine natürliche Schönheit zelebriert, betont die Mob-Wife ihre Vorzüge, weiß sich zu inszenieren und hat den Mut, aufzufallen. Sie versteckt sich nicht, auch nicht hinter ihrem Partner, sofern sie denn einen hat. Die moderne Version der Mob-Wife — übrigens zur Abwechslung eine Frau und kein „Girl” — hat ihr eigenes Einkommen und steht für sich selbst. Am besten jedoch mit Fake-Fur.