Daria Werbowy für Gucci - séduction Magazin Germany
FASHION

Daria Werbowy für Gucci

Von Florian Siebeck 18/05/2024
AUFGETAUCHT: Ob Prada oder Céline, Mango oder H&M: Daria Werbowy lieh vielen Marken ihr Gesicht. Hier in einer Gucci Kampagne. Credit: David Sims
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Sie war das Gesicht der Zweitausender, ein Supermodel. Dann verschwand Daria Werbowy quasi über Nacht aus der Öffentlichkeit. Jetzt meldet sie sich zurück.

Los Angeles, Chateau Marmont, irgendwann im Sommer. Daria Werbowy lehnt lässig am Rand eines Pools, trägt nichts als ein schweres, goldenes Collier um den Hals. Sie ist reifer geworden, aber ihr Gesicht mit den durchdringenden grünen Katzenaugen hat nichts von seiner Sinnlichkeit verloren. Der Blick des Models ist genauso unwiderstehlich wie vor 20 Jahren, als es Plakatwände und Zeitschriftencover zierte.

Zu sehen in der aktuellen Gucci-Kampagne, die erste des neuen Kreativchefs Sabato de Sarno. Der hatte sich bewusst für das Supermodel entschieden: »Daria, wir haben 2003 zusammen in diesem Business angefangen, und jetzt sind wir, du und ich, hier am Anfang dieses neuen Abenteuers«, schrieb er auf Instagram. Ein kluger Schachzug, mit dem er schon vor seinem Amtsantritt viele Sympathiepunkte sammelte.

Denn über Darias Rückkehr war immer wieder spekuliert worden. Schon im Sommer wurde kolportiert, dass Phoebe Philo sie für ihre neue Marke verpflichten würde, schließlich war Daria unter Philos Ägide mehrere Jahre eines der Gesichter von Céline. Am Ende war es de Sarno, der sie zuerst aus dem Quasi-Ruhestand holte. Denn so plötzlich, wie die in Polen geborene und in Kanada aufgewachsene Ukrainerin damals die Welt eroberte, so plötzlich war sie vor einigen Jahren auch wieder verschwunden.

Mit 14 bekam sie ihre ersten Modeljobs. Mit 19 machte sie eine Steven-Meisel-Kampagne für Prada zum Shootingstar. Die Kunststudentin wurde zum Gesicht der Zweitausender, lief 120 Schauen – pro Saison. Bis heute gibt es kein Model, das in einer Saison mehr Shows eröffnet (oder geschlossen) hat als sie. Sie war kein Model wie jedes andere, nicht nur wegen ihrer ephemeren Schönheit, sondern auch, weil sie den Modezirkus mied. Sie war bekannt für ihre Uneitelkeit, auf Partys sah man sie nie. Der Erfolg wurde zur Last für sie, erzählte sie später dem »WallStreet Journal«.

Nur fünf Jahre nach ihrem Durchbruch verließ sie die Branche, ganz leise. »Ich hatte alles, was ich mir wünschen konnte, aber ich habe es einfach nicht mehr ertragen.« Sie ging segeln, überquerte sogar den Atlantik. Fing mit dem Surfen an, mit Ashtanga-Yoga, widmete sich der Bildhauerei, baute eine Schule in Peru, reiste mit dem Rucksack um die Welt und fand schließlich mit ihrem Freund, einem Zimmermann, ein Zuhause an der Südwestküste Irlands. Ab und an modelte sie wieder, stand öfter hinter als vor der Kamera: Für eine Kampagne der französischen Modemarke Equipment fotografierte sie sich 2015 mit Kate Moss auf der Insel Mustique in innigen Momenten.

Im April 2016 gab Daria Werbowy ein letztes fotografisches Lebenszeichen auf Instagram, danach verlor sich ihre Spur. Aus den Köpfen der Menschen aber war das Model nie verschwunden. Die neue Kampagne dürfte bei vielen sanfte Erinnerungen wecken an eine Zeit, in der manches unbeschwerter war. Ob wir die 39-Jährige nun wieder öfter sehen, bleibt ungewiss.

»Die Welt ist so groß«, sagte Daria mal, »dass es mir auf eine seltsame Art sehr klein vorkäme, mich für den Rest meines Lebens nur auf einen Job zu beschränken.«