
In einer Welt, die zunehmend von Bildern, Stimmungen und kuratierten Identitäten geprägt wird, entstehen in digitalen Räumen ständig neue Trends, die weit über Mode hinausreichen.
Sie formen Lebensstile, schaffen Gemeinschaften und spiegeln kollektive Sehnsüchte wider – sei es nach Nostalgie, Entschleunigung oder Rebellion. Von der Anmut des Balletts bis zur Gelassenheit einer fiktiven Küstenoma: Diese Trends sind mehr als bloße Hashtags.
Balletcore: Elegance trifft Alltag
Inspiriert von der Poesie des klassischen Balletts kombiniert Balletcore zerbrechliche Ästhetik mit tragbarer Streetwear. Seidenbänder, Tutu-ähnliche Röcke und zarte Pastelltöne verwandeln den Straßenlook in eine Hommage an die Bühne. Designer wie Simone Rocha und Massenmarken adaptieren den Trend, während Influencer ihn als Symbol für feminine Stärke inszenieren. Hier verschmilzt die Disziplin des Tanzes mit einer spielerischen Neuinterpretation von Weiblichkeit.
Coastal Grandma: Zeitlose Gelassenheit
Strohhüte, Leinenkleider und der Duft nach Salzluft: Die „Coastal Grandma“-Ästhetik verkörpert einen Lebensstil, der Ruhe und Nachhaltigkeit feiert. Inspiriert von der Vorstellung einer eleganten Großmutter in ihrem Strandhaus, steht der Trend für bewussten Konsum und eine Liebe zum Unperfekten. Interior-Design-Marken setzen auf natürliche Materialien wie Rattan und Steingut, während Modehersteller neutrale Farbpaletten und zeitlose Schnitte bevorzugen. Es ist eine Flucht aus der Hektik in eine Welt, in der Zeit stillzustehen scheint.
Cottagecore: Die Romantisierung des Ländlichen
Geblümte Kleider, selbstgebackenes Sauerteigbrot und das Rascheln von Herbstlaub: Cottagecore idealisiert das einfache Leben in Harmonie mit der Natur. Der Trend, der während der Pandemie an Bedeutung gewann, steht für den Wunsch nach Entschleunigung und Handarbeit. Nachhaltige Modemarken und Food-Blogger feiern gemeinsam die Schönheit des Ursprünglichen – eine bewusste Gegenbewegung zur urbanen Schnelllebigkeit.
Dark Academia: Mystik und Intellekt
Dunkle Holzbibliotheken, Tweedblazer und die Werke von Oscar Wilde: Dark Academia vereint akademischen Ehrgeiz mit gothischer Melancholie. Der Trend, der Literatur und Mode verschmilzt, zelebriert das Streben nach Wissen und die Faszination für historische Elitekulturen. Dabei geht es nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern auch um die Sehnsucht nach Tiefe und Sinn in einer oberflächlichen Zeit.
Barbiecore: Rosa als Statement
Monochromes Pink, Glitzer und hyperfeminine Silhouetten: Barbiecore ist eine ironische wie liebevolle Hommage an das Kultspielzeug. Der Trend, durch einen Blockbuster verstärkt, feiert künstliche Ästhetik und die Freiheit, Klischees zu umarmen. Designer setzen auf knallige Farben, während Anhänger:innen den Look als Empowerment gegen gesellschaftliche Erwartungen tragen.
Goblin Mode: Die Kunst des Nichtstuns
Schlafsack-ähnliche Hoodies, unordentliche Haare und ein stolzes „Ich-mir-doch-egal“: Goblin Mode ist die Anti-Ästhetik für alle, die sich vom Druck der Selbstoptimierung lösen wollen. Der Trend, der als Meme begann, wurde zur globalen Bewegung und feiert die Befreiung von gesellschaftlichen Normen. Es ist ein Aufschrei gegen toxische Produktivität – und eine Einladung, das Chaos zu lieben.
Indie Sleaze: Die Renaissance des Underground
Verschwommene Polaroids, abgewetzte Bandshirts und Neonlicht: Indie Sleaze holt die Ästhetik der 2000er-Jahre-Indiekultur zurück in die Gegenwart. Der Trend, der einst auf Plattformen wie Tumblr blühte, rebelliert gegen die klinische Perfektion heutiger Social-Media-Ästhetiken. Secondhand-Läden und DIY-Enthusiasten feiern das „schön Schräge“ als Statement gegen Mainstream-Konformität.
Diese Ästhetiken sind mehr als vorübergehende Modi – sie sind Spiegel unserer kollektiven Psyche. Sie zeigen den Wunsch nach Sicherheit (Coastal Grandma), den Drang zur Rebellion (Goblin Mode) oder die Suche nach Sinn (Dark Academia). In einer digitalen Ära, in der Identität flexibel und mehrdimensional ist, dienen sie als Werkzeuge der Selbstermächtigung. Sie ermöglichen es, verschiedene Versionen des Ichs auszuprobieren, Gemeinschaften zu bilden und sich in einer überreizten Welt zu verorten.
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