
Kosmetik aus dem Land der aufgehenden Sonne boomt. Von Unwissenden als Trend bezeichnet, steckt hinter Japanese Beauty die Weisheit einer ganzheitlichen Lebensphilosophie, die mit der Symbiose von altem Wissen und fundierter Forschung die Branche revolutioniert. Erfahren Sie, was das Besondere am japanischen Schönheits- und Pflegeverständnis ist.
Kosmetik aus dem Land der aufgehenden Sonne boomt. Von Unwissenden als Trend bezeichnet, steckt hinter Japanese Beauty die Weisheit einer ganzheitlichen Lebensphilosophie, die mit der Symbiose von altem Wissen und fundierter Forschung die Branche revolutioniert.
Seit ein paar Jahren richtet sich der Blick beim Thema Skincare mehr und mehr Richtung Asien. Mit verheißungsvollen – wenn auch mitunter etwas irritierenden – Wirkstoffen wie Schneckenschleim und Sheet-Masken mit Tiermotiven wurde K-Beauty zum Trend und Korea zum Beauty-Mekka. Anders verhält es sich im Nachbarland Japan. Ohne viel Rummel und mit kulturell verankerter Zurückhaltung wird Hautpflege hier zelebriert und auf einem Niveau weiterentwickelt, das weltweit Beachtung findet. Nicht als Trend, sondern aus Überzeugung.
Schönheitspflege in Japan: mehr Ritual als Pflicht
Schönheitspflege gehört zur japanischen Lebensphilosophie. Das Abschminken und Eincremen der Haut ist für Japanerinnen keine Pflicht, sondern vielmehr ein Ritual, mit dem sie die Wertschätzung und den Respekt gegenüber sich selbst zum Ausdruck bringen. Auf sich zu achten, präventiv vorzusorgen, bevor Probleme oder gar Krankheiten entstehen, gehört zum ganzheitlichen Lebensstil, der die japanische Kultur und Geschichte seit jeher prägt. Es ist selbstverständlich, die Haut als größtes Organ zu schützen und sie damit gesund zu halten. Auch wenn das einige Zeit in Anspruch nimmt. Allein um das Gesicht von Umweltbelastungen zu befreien, kommt die legendäre Doppelreinigung mit einer öl- und einer wasserlöslichen Phase zum Einsatz. Danach eine Lotion, die die Haut optimal auf die Wirkstoffe der Creme vorbereitet. Drei Steps der täglichen Beauty-Routine, noch vor der eigentlichen Pflege.
Typisch japanische Inhaltsstoffe
Checkt man die Inhaltsstoffe von J-Beauty, entdeckt man typisch Japanisches. Und dahinter steckt kein Marketingkonzept, sondern jahrhundertealtes Wissen. Fermentierte Reis-Extrakte können beispielsweise die Produktion von Ceramiden in der Haut ankurbeln und damit ihre natürliche Schutzfunktion stärken. Und ein Extrakt von Sojabohnen spendet trockenen Partien Feuchtigkeit. Selbst eine der seltensten und teuersten Seiden Japans, die Koishimaru-Seide, wird heute in der Kosmetik eingesetzt. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts fielen Sanji Muto, dem damaligen Präsidenten von Kanebo, die gut gepflegten, schönen Hände der Seidenspinnerinnen auf, als er durch die Gänge der Seidenfabrik ging. Nachdem der kaiserliche Palast 1998 das Monopol auf diese Seide aufgab, machte sich Kanebo, unter anderem für seine Pflegemarke Sensai, an die Erforschung der pflegenden Wirkung und fand heraus, dass Koishimaru-Seide die Feuchtigkeitsproduktion in der Haut erhöht. Der Inhaltsstoff wurde in den folgenden Jahren weiterentwickelt und kann heute weitreichende Anti-Aging-Effekte erzielen: die Hyaluronproduktion in Dermis und Epidermis anregen, vor Trockenheit schützen und sogar die Bildung von AGEs (Advanced Glycation End Products) und somit die Verzuckerung der Haut reduzieren.
Wissenschaftlich fundierte Pflegeinnovationen
Japanische Wissenschaft steht für Innovationen und nimmt damit eine Vorreiterrolle am Markt ein. Grund sind nicht selten interdisziplinäre Studien, die die Arbeit von erfolgreichen Konzernen auszeichnen. So auch die von Shiseido. Von den Wissenschaftsteams des Traditionsunternehmens, dessen Geschichte bis ins Jahr 1872 zurückreicht, stammt beispielsweise die Technologie, mit der man die Langerhans-Zellen in der Epidermis stärken kann, um so das hauteigene Immunsystem und die Abwehrkräfte zu pushen. Oder auch die Entdeckung, dass Umwelteinflüsse und Stress die Haut abstumpfen lassen. Weil die Verbindung zwischen Gehirn und Haut unterbrochen wird, kann sie Informationen nicht mehr vollständig aufnehmen, geschweige denn darauf reagieren. Ergo: Die verwendete Pflege wird weniger gut aufgenommen und verliert an Wirksamkeit. Durch die Verknüpfung von Dermatologie und Neurowissenschaften ist es gelungen, mittels eines Wirkstoffkom- plexes Rezeptoren der Haut zu sensibilisieren und die Übertragung von Signalen zu optimieren. Vor etwa einem Jahr hat Shiseido im Bezirk Yokohama Minato Mirai ein neues Forschungszentrum eröffnet. Ausge- stattet auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, mit präzisesten Elektromikroskopen und High-End-Technologien. Aktuell forschen hier rund 1.000 internationale Wissenschaftler, Platz ist für bis zu 2.000. Man darf also gespannt sein, welche Innovationen uns bald aus dem Land der aufgehenden Sonne erwarten.