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KULTUR

Club Culturel – Kunst in Europa

Von Online Redaktion 23/09/2024
Credit: Robert Longo / Bildrecht, Wien 2024, Foto: Robert Longo Studio
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IM FREIEN FALL

Credit: Robert Longo / Bildrecht, Wien 2024, Foto: Robert Longo Studio

Smart Art aus New York: Die spektakulären und beunruhigenden Monumentalzeichnungen des Künstlers Robert Longo kommen in die Albertina nach Wien.

Kunst im New York der Achtziger, das waren nicht nur der späte Andy Warhol, der junge Jean-Michel Basquiat und die Graffiti von Keith Haring. Es gab auch eine weniger expressive Richtung, deren Werke smart, cool und spektakulär waren. Die Schrift-Bilder von Jenny Holzer und Barbara Kruger zählen dazu, die Fotografien Cindy Shermans und die großformatigen, hyper-realistischen Zeichnungen von Robert Longo. Letzteren feiert die Albertina in Wien bis 26. Januar mit einer Retrospektive. Berühmt wurde Longo Anfang der 1980er durch die Serie »Men in the Cities«, Graphit- und Kohlezeichnungen, die elegant gekleidete Menschen wie in wildem Tanz oder im freien Fall zeigten (oben »Untitled (Eric)«, 1981). Dem Material Kohle und dem Fotorealismus blieb er treu. Virtuos isoliert er aus tausendfach publiziertem Bildmaterial Motive, an denen er Machtverhältnisse in Natur, Geschichte und Gesellschaft sichtbar macht. Und zugleich sind seine monumentalen Arbeiten selbst visuell äußerst machtvoll.


DARK POP MIT HUMOR

Credit: Jim McHugh


Verstörende Zeichnungen, Videos, Performances und irritierende Objekte, darunter wie zu Klumpen zusammengenähte Kuscheltiere: Der amerikanische Künstler Mike Kelley (1954–2012, oben 1983 als »Banana Man«) war ein Meister darin, dunkle und abgründige Seiten der Alltagskultur aufzudecken. Eine »Dark Pop Art«, die mit oft kindlich anarchischem Impuls Glaubenssysteme, soziale Rollen und Strukturen infrage stellte. Unter dem Titel »Ghost and Spirit« werden seine Werke jetzt in London gezeigt.


Tate Modern, 3. Oktober bis 9. März 2025

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN


Eine Collage mit Malerei ohne Titel von Noah Davis aus dem Jahr 2014
Credit: The Estate of Noah Davis. Courtesy The Estate of Noah Davis und David Zwirner


Die moderne figurative Malerei aus Deutschland war ihm nicht fremd. Von der Neuen Sachlichkeit der Zwanzigerjahre bis zur Leipziger Schule der jüngsten Vergangenheit hinterließ sie Spuren in der Arbeit des Amerikaners Noah Davis. Die Retrospektive im Kunsthaus Minsk in Potsdam konzentriert sich auf die acht Jahre seiner größten Produktivität, nämlich zwischen Davis’ erster Ausstellung 2007 und seinem frühen Tod im Jahr 2015. Und sie zeigt, wie er mit dem Wissen um malerische Traditionen den Kanon der Kunst aufbrach und ihre Motive vor allem um Szenen und Erfahrungen seiner Mitmenschen in der Black Community von Los Angeles erweiterte.


Das Minsk – Kunsthaus in Potsdam, 7. September bis 5. Januar 2025

ZEITLOS HEUTIG

Fotokunst in Berlin:

Credit: Bastiaan Woudt, Courtesy Jaeger Art, Berlin


Diese Fotografien irritieren. Mit ihrem klaren und subtilen Schwarzweiß atmen sie den Glamour klassischer Modefotografie aus der goldenen Ära von Edward Steichen, Horst P. Horst, Irving Penn oder Richard Avedon. Zugleich sind sie absolut modern in ihrer kühl skulpturalen Inszenierung. Man spürt die Gegenwärtigkeit dieser Bilder aber auch an so selbstverständlichen und doch wichtigen Details wie der Haltung der Models, die zwar artifiziell ist, aber nicht gezwungen wirkt wie auf manchen der alten Fotoschätze.

Diese Visionen zeitloser Eleganz, die vom 14. September bis zum 16. November in der Galerie Jaeger Art in der Brunnenstraße in Berlin vorgestellt werden, stammen von dem Niederländer Bastiaan Woudt. Bekannt ist der 1987 geborene Kamerakünstler vor allem für seine eindrücklichen und ikonenhaft klaren Porträts, die den Betrachtern die Porträtierten ungewöhnlich nahebringen und doch Distanz wahren. Bilder, in denen das Gestern und das Morgen aufgehoben scheint. In Berlin wird Woudt in seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland neben Studien futuristischer Eleganz (links »Fre«, 2021) auch bisher noch nie zuvor öffentlich gezeigte Werke präsentieren.

PAULAS GEHEIMNIS


Gemälde, Zeichnung und Collage auf Leinwand: Das Bild »Regicide« schuf Paula Rego 1965
Credit: Paula Rego, Privatsammlung

Die Bilder der portugiesisch-britischen Künstlerin Paula Rego stecken voller Rätsel, Andeutungen und unausgesprochener Beziehungen. Eine traumartige Stimmung liegt über ihnen. Rego (1935–2022) zählt zu den wichtigsten figurativen Malerinnen der letzten Jahrzehnte. Vom 28. September bis zum 2. Februar kann man den Geheimnissen ihrer Visionen im Kunstmuseum Basel auf die Spur kommen – oder sich in ihnen verlieren, was im Zweifelsfall noch schöner ist.

REDAKTION: Bernd Skupin

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