Club Culturel - Musik, Film und Literatur - séduction Magazin Germany
KULTUR

Club Culturel – Musik, Film und Literatur

Von Redaktion 27/09/2024
Credit: Estate Brassaï-RMN
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ZARTER BLICK

Credit: Laurent Cilluffo


Jedes Jahr lädt Louis Vuitton zwei Künstlerinnen und Künstler dazu ein, eine Stadt, eine Region oder ein Land zu bereisen und ihre Eindrücke in einem Travel Book festzuhalten. Dieses Jahr taucht der deutsche Illustrator Atak tief in die verschwenderische Farbenpracht Indonesiens ein, während Laurent Cilluffo die Atmosphäre Amsterdams in feinen Linien und roten, blauen und weißen Flächen erkundet – den Farben der niederländischen Flagge.


»Travel Book Amsterdam«, 160 Seiten, 55 Euro


ENTGRENZT

Credit: Ghostly International

Bekannt wurde Dua Saleh durch die Rolle von Cal Bowman in der Netflix-Serie »Sex Education«. Dabei sind Salehs eigentliche Metiers die Poesie und vor allem die Musik. Wie Cal ist Dua non-binär. Im Sudan geboren und in den Staaten groß geworden, fand Saleh früh zur Musik. Im Oktober erscheint das Debütalbum »I Should Call Them«, das mit fesselnd entgrenzten Klängen von Liebe in einer bedrohlich chaotischen Welt erzählt. Ein Meisterwerk.


»I Should Call Them« ist vom 11. Oktober an im Handel

ALL ABOUT ALBERTO

Credit: Estate Brassaï-RMN


Der Schweizer Alberto Giacometti gilt als der größte Bildhauer des 20. Jahrhunderts; als derjenige, der mit stabdünnen Figuren dem Menschen in seiner existenziellen Bedrohtheit und Verletzlichkeit definitive Formen gab. Dass Giacometti mehr war und dass das Klischee vom romantischen, leidenden Künstler weniger als die halbe Wahrheit ist, macht Véronique Wiesingers kleiner, kluger Band »Giacometti« (erschienen bei Schirmer/Mosel, 144 Seiten, 24,80 Euro) klar. Er ist eine Tour de Force durch Leben und Werk des Künstlers, aber vor allem ein Crashkurs in bildhauerischem Denken. Gespickt mit kleinen Details und Anekdoten, die eine ganze Ära lebendig machen, besticht der Bildband auch durch eine exquisite Auswahl an erhellenden Fotos (links Giacomettis Atelier, 1933).

VERGISS MICH NICHT

Credit: Teorema 2023

Kino, Film, bewegte Bilder, sie sind Materie gewordene Erinnerung. Greifbarer, sichtbarer lässt sich gelebtes Leben, lassen sich Vergangenheiten, ihre Ereignisse, Erscheinungen, Stimmungen und Empfindungen bisher nicht festhalten. Im Film, im bewegten Bild können sie, für einen Moment zumindest, wieder aufleben; mal schattenhaft, mal grell. Vielleicht hat das Kino deshalb auch eine Vorliebe für Geschichten, die sich um das Erinnern und das Vergessen drehen, sei es in Thrillern wie Alfred Hitchcocks »Marnie« oder in Liebesgeschichten.

Ein Film über das Erinnern und das Vergessen, der fast wie ein Thriller beginnt und sich dann in eine Liebesgeschichte verwandelt, ist »Memory« von Regisseur Michel Franco, der Anfang Oktober in die Kinos kommt. In den Hauptrollen: die Stars Jessica Chastain und Peter Sarsgaard. Chastain spielt Sylvia, eine alleinerziehende Mutter und Sozialarbeiterin, die dabei ist, ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Nur zögerlich stimmt sie einem Klassentreffen an ihrer Highschool zu. Sie hat dort einst Traumatisches erlebt. So ist Sylvia auch beunruhigt, als ein Mann sich zu ihr setzt und sie anlächelt, als ob er sie kenne. Ist er möglicherweise einer ihrer Peiniger von damals? Sie verlässt die Veranstaltung, er folgt ihr. Am nächsten Morgen findet sie ihn – schlafend, durchnässt und verwirrt – vor ihrem Haus. Und es stellt sich heraus, dass er, Saul, an einer früh einsetzenden Form von Demenz leidet.

Zwischen der Frau, die von ihren Erinnerungen verfolgt wird, und dem Mann, dem das Vergessen langsam seine eigene Geschichte, sein Leben und sein Selbst raubt, entspinnt sich ganz zart eine Zuneigung und ein Verständnis füreinander. Ihr Weg zueinander führt sie, ebenso wie ihre Familien, immer wieder an schmerzhafte Punkte ihrer Vergangenheiten zurück. Kein einfaches Thema für einen Kinoabend. Franco, Chastain und Sarsgaard gelingt es jedoch, die Geschichte reif, empathisch und kitschfrei zu erzählen.


»Memory« läuft vom 3. Oktober an im Kino

WER BIST DU?

Credit: Apple TV+

An der neuen Thrillerserie »Disclaimer« wirken die Oscar-Preisträger Cate Blanchett, Kevin Kline und Alfonso Cuarón (Regie) mit. Darin spielt Blanchett eine Investigativjournalistin, die sich als Hauptfigur im Manuskript eines Romans wiederfindet, der die düstersten Geheimnisse ihres Lebens aufdeckt. Wer ist der Autor, der so viel über sie weiß?


»Disclaimer«, ab 11. Oktober auf Apple TV+

LESELEBEN

Credit: Piper

Campino, Sänger der Toten Hosen, ist der wohl bekannteste Punk Deutschlands – und hat oft bewiesen, dass er viel mehr ist als nur das. Als Heinrich- Heine-Gastprofessor spricht er in »Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik« über Düsseldorf und die Kunst, britischen Punk, deutsche Nazis und das eigene Älterwerden.

Piper, 112 Seiten, 16 Euro (ab 24. Oktober)

WUNSCHWELT

Credit: Berlin Verlag

Kunstprofessor Benjamin ist angekommen: Geld, Status, Anerkennung. Und doch fehlt etwas. Er wählt den Studenten Konstantin als eine Art Ziehsohn und erinnert sich an das Jahr 1989, als alles für ihn offen und endlos schien: zu malen, Vater zu sein, glücklich zu leben. »Wesentliche Bedürfnisse« hat Res Sigusch seinen Künstler- und Wenderoman folglich betitelt.

Berlin Verlag, 272 Seiten, 24 Euro

SCHICKSALSTAG

Credit: Piper

Ohne lange nachzudenken, nimmt Martina Kasia und ihre Tochter bei sich auf. Platz ist schließlich genug im Haus seit der Trennung von ihrem Mann. Zuerst scheint alles ganz einfach, doch dann macht sich der Einfluss der Außenwelt, des Dorfes, bemerkbar. Denn »Alle wissen hier alles« – so der Titel des Romans von Mareike Krügel.

Piper, 208 Seiten, 22 Euro

REDAKTION: Bernd Skupin