Botox für Männer: Brotox - séduction Magazin Germany
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MEN BEAUTY

Botox für Männer: Brotox

Von Online Redaktion 13/06/2024
NEW MASCULINITY: Die Zahl der Beauty-Eingriffe bei Männern steigt. Je jünger, desto geringer die Hemmschwelle Credit: Spotlight Launchmetrics
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Frauen konsultieren schon lange Dermatologen und Schönheitsinstitute für einen strahlenderen Teint, weniger Fältchen und mehr Frische im Gesicht. Dass Botox, Laser & Co auch bei Männern hoch im Kurs stehen, ist ein neues Phänomen, das endlich mit einem längst überholten Tabu bricht.

Mit Feuereifer wird in der Beauty-Welt nach immer neuen Catchphrases gesucht, um den nächsten viralen Trend auszurufen. Während »Strawberry Girl Make-up« oder »Cherry Cola Lips« die weiblichen Nutzer sozialer Medien ansprechen sollen, sieht man unter dem Hashtag #brotox neuerdings Männer, die ganz offen über ihre Botox-Erfahrungen reden – und sich dabei sogar filmen lassen.

Erstaunlich, schließlich äußerten sich Männer aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung bislang nur selten zu diesem Thema. Bestes Beispiel: die scheinbar alterslosen Hollywoodstars Brad Pitt und Paul Rudd, die sich bei der Frage, wie sie es schaffen, in ihren Fünfzigern noch so frisch und jugendlich auszusehen, gern in Schweigen hüllen. »Ältere Generationen schieben bei ihrem Besuch in der Praxishäufig ein dermatologisches Thema vor und erkundigen sich eher beiläufig nach ästhetischen Behandlungen. Junge Männer dagegen haben einen viel offeneren Zugang zum Thema«, erklärt der Münchner Dermatologe Dr. Timm Golüke.

Laut einer aktuellen Statistik der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen sind minimal invasive Eingriffe (bei denen die Haut nur mit einer Kanüle oder Spritze durchdrungen wird) bei Männern 2022 um 15,6 Prozent gestiegen. Eine Entwicklung, die auch Golüke beobachtet: »Es kommen immer noch hauptsächlich Frauen zu uns, doch die Anzahl männlicher Patienten steigt. Je jünger der Mann, desto geringer ist die Hemmschwelle, einen Eingriff durchführen zu lassen und darüber zu sprechen.«

Wie bei vielen ästhetischen Behandlungen und Treatments haben der Aufstieg der sozialen Medien und der »Zoom-Boom« während der Pandemie dazu beigetragen, dass die Zahl gestiegen ist. Zudem suchen viele Männer neben Sport, Mode und Pflege heute nach weiteren Möglichkeiten der »Optimierung«.

»Der Erstkontakt mit einem Arzt findet bei jungen Männern häufig in der Pubertät statt, um das Hautbild zu verbessern. Aufgrund sozialer Medien und des offenen Austauschs mit Freundinnen oder Freunden werden sie sich der ihnen zur Verfügung stehenden ästhetischen Möglichkeiten immer bewusster und nehmen diese dann auch in Anspruch«, so Golüke. Viele kommen schon mit Mitte 20 in die Praxis, um sich präventiv Botox gegen die Zornesfalte spritzen oder das Hautbild auffrischen zu lassen. Der 34 Jahre alte Musiker und Schauspieler Joe Jonas ist seit einem Jahr sogar Markenbotschafter des neuen Botulinumtoxin-A-Präparats »Xeomin« von Merz Aesthetics.

»Natürlich wollen die meisten Männer die Eingriffe so gemacht haben, dass man sie möglichst nicht sieht. Aber für die jüngere Generation ist es ganz normal, offen über ihre Hautprobleme und ästhetischen Wünsche zu sprechen«, so Golüke. Der Dermatologe warnt jedoch vor falschen Erwartungen durch stark bearbeitete Fotos etwa auf Instagram sowie dem Druck von außen. »Man sollte nicht so sehr auf die anderen hören, sondern auf sich selbst.« Seriöse Ärzte klären in einem ersten Beratungsgespräch über Behandlungsmethoden und Risiken auf und geben den Patienten die Möglichkeit, sich den nächsten Schritt in Ruhe zu überlegen – vielleicht ja sogar bei einem Gespräch mit den Kumpels.

AUTORIN: Sylvia Buchacher