La femme très différente: Interview mit Sarah Paulson - séduction Magazin Germany
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La femme très différente: Interview mit Sarah Paulson

Von Online Redaktion 07/09/2021
Credit: Instagram @sarah_paulson

Ein Porträt der facettenreichen Schauspieler über ihre Karriere und Faszination für dunkle Rollen; geführt von Claudia Steinberg.

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Rollen, vor denen andere zurückschrecken, weil sie im Vergleich selbst Bösewichte als Gutmenschen erscheinen lassen und Mut zur physischen wie auch psychischen Hässlichkeit einfordern, gehören zur hohen Kunst von Sarah Paulson. Warum? Weil sie die Meinung des Publikums nicht schert – weder im Job, noch im Privaten.

Wenn Sarah Paulson an ihre Rolle als Marcia Clark, die Staatsanwältin im Mordprozess gegen O. J. Simpson, denkt, sagt sie: „Ich mag es, wenn ich mich selbst nicht erkenne.“ Bei den Dreharbeiten zur Serie trug sie deren schweres Parfum und der fremde Duft brachte ihr die angefeindete Figur näher, während ihre eigene Identität in die Ferne rückte. Und das mit Erfolg: Für ihr sensibles Porträt dieser unbeliebten Person erhielt Paulson einen Emmy und den Golden Globe. Grundsätzlich interessiert sich die US-amerikanische Schauspielerin weniger für „menschliche Noblesse als für die gemeinen Dinge, die uns so häufig motivieren: also für das, was wir uns nicht eingestehen wollen und wonach wir hungern“, wie sie in Interviews erzählt. 1994 debütierte Paulson auf der Leinwand in der Serie „Law and Order“ als ein junges Mädchen, das in Verdacht stand, seine Mutter umgebracht zu haben. Ein paar Jahre später spielte sie in „SVU“ eine elegante Erbin, die man des Mordes an beiden Eltern bezichtigte. Nicht einmal vor der Darstellung siamesischer Zwillinge scheute sie zurück: „Eine der kompliziertesten Sachen, die ich je gemacht habe – genau das, was ich mag.“

Als sich Sarahs Eltern trennten, zog die Fünfjährige mit ihrer Mutter – einer unkonventionellen Tochter aus feinem Hause – von Florida nach New York. Das einsame Kind wurde zur Perfektionistin, in der Hoffnung, dass sich so alle Wünsche erfüllen würden. „Es war magisches Denken“, meint Sarah Paulson. Ihr schauspielerisches Talent kam früh zum Vorschein und so besuchte sie eine Oberschule in Brooklyn, wo täglich vier Stunden den darstellenden Künsten galten. Bereits in der zehnten Klasse hatte Sarah eine Agentin. Mit achtzehn stand sie als Zweitbesetzung für ein Stück über drei jüdische Schwestern bereit und sprang schließlich für den Star ein. „Als der Vorhang hochging, kam mir die physische Wärme aus dem Zuschauerraum auf der Bühne entgegen – unvergesslich!“ Doch sie wollte zum Film, damals noch ganz im Bann von Julia Roberts, und zog nach Los Angeles. Sie bekam eine Rolle in einer britischen Krimiserie, wurde von Jungstar Josh Hartnett geküsst und stand mit Jack Lemmon in einem seiner letzten Filme vor der Kamera. Der von ihr so verehrte Gentleman gab ihr Schokolade und machte ihr Mut.

Doch erst als sie ihre Passion für dunkle, zwiespältige oder gar perverse Gestalten zu ihrem Markenzeichen machte, begann ihre Karriere aufzublühen. In der Serie „American Horror Story“ erschien sie als Direktorin einer Akademie für Hexen, als heroinsüchtiges Gespenst, als Mörderin und als blinde Seherin. „Ich habe keine Angst davor, hässlich zu sein“, sagt die 46-Jährige mit den exquisiten Wangenknochen und den seelenvollen Augen. So traute sie sich ohne Zögern an die Rolle der Krankenschwester aus „Einer flog über das Kuckucksnest“, die zu den fünf schlimmsten Bösewichten der Filmgeschichte zählt und Regisseur Ryan Murphy als Inspiration zur Titelfigur der Netflix-Serie „Ratched“ diente. Niemand in Hollywood wollte sich als Schurkin das Image ruinieren, doch Paulson gelang ein vielschichtiges psychologisches Porträt.

Auch privat fürchtet sie sich nicht vor der Meinung des Publikums. Sie ist mit Schauspielerin Holland Taylor zusammen, die 32 Jahre älter ist. Als das, wie Paulson sagt, eine „Armee von Trollen in Aufruhr versetzt“, kontert sie gelassen, aber bestimmt: „Niemand regt sich über Beziehungen zwischen älteren Männern und jüngeren Frauen auf. Holland ist die schönste Frau, die mir je begegnet ist. Ihr Alter intensiviert nur das Bewusstsein um die Kostbarkeit der Zeit.“

Text: Claudia Steinberg