La nature en focus: Interview mit Sandrine Sommer - séduction Magazin Germany
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La nature en focus: Interview mit Sandrine Sommer

Von Pia Scheiblhuber 25/04/2020
Foto: Christoph Mack

Der ikonische Bienenflakon von Guerlain steht sinnbildlich für
die Liaison zwischen Natur und Luxus des französischen Traditionshauses. Im Interview erzählt die Direktorin für nachhaltige Entwicklung Sandrine Sommer von der Herausforderung der Beauty-Branche, Luxus und Nachhaltigkeit zu verbinden – und wieso sie manchmal für eine Imkerin gehalten wird.

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Der ikonische Bienenflakon von Guerlain steht sinnbildlich für
die Liaison zwischen Natur und Luxus des französischen Traditionshauses. Im Interview erzählt die Direktorin für nachhaltige Entwicklung Sandrine Sommer von der Herausforderung der Beauty-Branche, Luxus und Nachhaltigkeit zu verbinden – und wieso sie manchmal für eine Imkerin gehalten wird.

Sie koordinieren seit 13 Jahren die Nachhaltigkeitsstrategien bei Guerlain. Was ist Ihnen bei der Umsetzung der verschiedenen Projekte besonders wichtig?

Kurz gesagt: Ehrgeiz, Menschlichkeit und unser Bestreben, eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Und was vermissen Sie bei Ihrer Arbeit?

Synergien zwischen den unterschiedlichen Marken, um gemeinsam etwas bewirken zu können. Ich bin davon überzeugt, dass man allein zwar schneller vorankommt, gemeinsam aber mehr erreichen kann. Außerdem muss die Beauty-Industrie den Zugang zu produktbezogenen Informationen erleichtern, um Transparenz zu schaffen. Meiner Meinung nach hat man die Kunden viel zu lange unzureichend über die Herkunft von Inhaltsstoffen informiert. Guerlain tut das übrigens mit „Bee Respect“. Das ist eine Plattform auf unserer Website, auf der wir auch über unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen berichten.

Können Nachhaltigkeit und Luxus denn Hand in Hand gehen?

Oh ja, es bestehen sogar viele verbindende Elemente. Denken Sie nur an natürliche Inhaltsstoffe, die für eine luxuriöse Qualität der Pflege verantwortlich sind. Damit uns diese wertvollen Ingredienzen erhalten bleiben, setzen wir uns für die Artenvielfalt ein. Und auch unsere Bienenflakons machen diese Verbindung deutlich, da sie in den Boutiquen nachgefüllt werden können. Sie sind viel zu schön, um sie wegzuwerfen.

Guerlain setzt sich verstärkt für den Schutz der Bienen ein, insbesondere den der Schwarzen Biene der bretonischen Insel Ouessant. Sie liefert Honig und Gelée royale für die Pflegelinie „Abeille Royale“. Erzählen Sie uns davon

Mit dem Conservatoire de L’Abeille Noire Bretonne, das sich um die Schwarze Biene kümmert, haben wir einen Vertrag zur Honigbeschaffung. Im Sinne der Nachhaltigkeit können wir nicht beliebig viel Honig anschaffen und müssen auch einen fairen Preis festlegen. Darüber hinaus gibt es ein Programm zur nachhaltigen Förderung zwischen Guerlain und der Insel Ouessant, mit dem jedes Jahr ein neues Projekt verwirklicht wird. Wir haben bereits ein Elektroauto finanziert, ein andermal die Bienenstöcke auf der Insel erneuert. Und wir konnten einen festen Imker für die Insel gewinnen. Dieses Jahr steht eine Studie zur DNA der Schwarzen Biene an, um weitere wissenschaftliche Erkenntnisse über ihren genetischen Code gewinnen zu können.

Aktuell wird ja auch viel über Verpackung diskutiert. Wie wird mit dem Thema Packaging bei Guerlain umgegangen?

Wir reduzieren Verpackungen auf das Nötigste und legen großen Wert auf umweltverträgliche Materialien. Ich erkläre es Ihnen an einem konkreten Beispiel: Der „Abeille Royale“-Tiegel wurde so überarbeitet, dass er nun kleiner und leichter ist. Außerdem wird er jetzt aus recyceltem Glas gefertigt, womit wir 30 Prozent an Treibhausgasen bei der Produktion des Tiegels einsparen können. Ich beschäftige mich viel und gerne mit diesem Thema, da ich viele Jahre als Verpackungsingenieurin gearbeitet habe.

Leichtere Verpackungen haben ja auch Vorteile für den Transport. Aber das allein reicht nicht, oder?

Wir beliefern unsere Boutiquen in Frankreich seit circa fünf Jahren mit elektrischen Lieferwagen – für weniger Lärm und reduzierte CO2-Emissionen. Was den weltweiten Transport angeht, gibt es allerdings noch sehr viel zu verbessern, weil wir aus Zeitgründen mit dem Flugzeug verschicken. Das ist ein Problem, an dem wir noch arbeiten müssen.

Allein daran sieht man, wie umfangreich das Thema Nachhaltigkeit ist und wie viele Aufgaben noch anstehen. Wie groß ist eigentlich Ihr Team?

Um die Arbeit bestmöglich begleiten zu können, leite ich ein kleines Team von fünf Personen, von denen sich jede um einen unterschiedlichen Bereich wie etwa Biodiversität, Klima, Ecodesign oder Solidarität kümmert. Darüber hinaus habe ich einen auf Nachhaltigkeit spezialisierten Lenkungsausschuss mit 20 Personen gegründet, in dem jeder einen Beruf des Unternehmens repräsentiert. Er ist Teil des Exekutivausschusses, was deutlich macht, welchen hohen Stellenwert Nachhaltigkeit bei Guerlain hat.

Welche Zukunftspläne verfolgen Sie mit Ihrem Team?

Zum 200-jährigen Bestehen des Hauses möchten wir bis 2028 CO2-neutral sein. Für dieses Ziel den tragenden Ansatz zu finden, ist im Moment unsere größte Herausforderung. Spannend bleibt, wie sich das UNESCO-Programm entwickelt. Im Rahmen dieser Partnerschaft sollen im Laufe von fünf Jahren weltweit 90 Imker ausgebildet und zwei Milliarden Bienen wieder ins Ökosystem eingeführt werden.

Sie beschäftigen sich tagtäglich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Auch zu Hause mit Ihrer Familie?

Als ich 2007 Nachhaltigkeitsdirektorin wurde, war meine Tochter noch sehr klein und litt an schweren Allergien. Allein deshalb habe ich mich damals schon privat mit Umweltthemen beschäftigt. Heute erzähle ich zu Hause oft von meiner Arbeit, was bei meinen Kindern das Interesse an Nachhaltigkeit geweckt hat. Die drei reden inzwischen selbst viel und gerne über Bienen. Auch in der Schule, sodass die Lehrer oft dachten, ihre Mutter sei Imkerin.