Ein Duftklassiker im senegalesischen Gewand - séduction Magazin Germany
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Parfum News

Ein Duftklassiker im senegalesischen Gewand

Von Habib Yaman 21/11/2019
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Vor 130 Jahren komponierte Aimé Guerlain den Duft „JICKY“, eine der ersten Unisex-Kreationen weltweit. Anlässlich des Jubiläums gibt es neben dem klassischen jetzt auch einen überraschend afrikanisch anmutenden Flakon. Warum sich die Legende in ein neues, exotisches Kleid hüllt. 

Zum ersten Mal verliebte ich mich in „Jicky“, als ich als junge Moderedakteurin zu den Prêt-à-porter-Schauen nach Paris kam. Ich war auf der Suche nach einem Duft, der weit entfernt vom Mainstream war und selbstverständlich in einem eleganten Flakon präsentiert wurde. Bei Guerlain in der Rue de Castiglione nahe der Place Vendôme wurde ich fündig. Nachdem mich eine Verkäuferin an diversen mit verschiedenen Düften besprühten Streifen aus elfenbeinfarbenem Karton schnuppern ließ, entschied ich mich für „Jicky“, einen Klassiker aus dem Jahr 1889 mit für die damalige Zeit wagemutigen Essenzen. Aimé, einer der beiden Söhne des Firmengründers Pierre François Guerlain, hatte einen olfaktorischen Cocktail aus Cumarin und Vanillin erschaffen, eingebettet in eine Note aus Tonkabohne und Bittermandel. Eine Kreation, die Frauen und Männern gefallen wollte und auch sollte. Genauso wie der Name „Jicky“ Multitasking war. Aimés Neffe Jacques wurde so genannt wie auch eine junge Engländerin, die er während seines Studiums in London kennengelernt hatte und in die er so verliebt gewesen war, dass er angeblich sogar um ihre Hand angehalten hatte.

Eine schöne Geschichte. Ein Märchen? 

Zum 130. Geburtstag von „Jicky“ wird nicht nur optisch ein neues Kapitel aufgeblättert. Der senegalesische Sheik Ahmadou Bamba (1853–1927), Dichter, Sufi-Theologe und friedlicher Widersacher der Kolonialisierung seines Landes, war trotz der asketischen Tendenzen seines Glaubens ein großer Liebhaber des Duftes „Jicky“. Noch heute pilgern Anhänger an sein Grab in der 1887 von ihm gegründeten Stadt Touba und beschenken ihn posthum mitden Flakons. Eine schöne Geschichte. Ein Märchen? Auf jeden Fall eine wunderbare Inspiration für den afrikanischen Künstler Baye Gallo, der abwechselnd im Senegal und inThionville in Frankreich lebt und seiner Kreativität auch als Sänger, Songwriter und Musiker der 2008 gegründeten Weltmusikgruppe „Baye Gallo & Mawlana Bande“ freien Lauf lässt. Für die Jubiläumsedition von „Jicky“ arbeitete der Maler mit Öl, Acryl und Kaffeesatz – seinem Lieblingsmaterial, mit dem er dem Flakon eine reliefartige Struktur verleiht.

Sein Motto: ausdrucksvolle Farben und menschliche Silhouetten im schwarzen Dialog, die den Verlauf eines Lebens und den Lauf der Zeit symbolisieren – Erinnerungen würdigen, um die Gegenwart zu betrachten, und in der Gegenwart leben, um sich die Zukunft vorzustellen. Eine imaginäre, aber auf alle Fälle poetische Reise in den Senegal, die Aimé Guerlain bestimmt gefallen hätte. Denn der Ursprung seines Parfums – auch wenn vorübergehend in einem neuem Gewand erhältlich – basiert nach wie vor auf der von ihm 1889 komponiertenFormel. Text: Regina Stahl