Frühlingsgedanken – Ein Gespräch mit Frédéric Malle - séduction Magazin Germany
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Parfum Trends

Frühlingsgedanken – Ein Gespräch mit Frédéric Malle

Von Redaktion 04/05/2021
Credit: Pexels
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Mit seinem Unternehmen revolutionierte Frédéric Malle die Duftwelt – „Editions de Parfums“ heißt der olfaktorische Verlag des Parfumverlegers, der letztes Jahr sein 20. Jubiläum feierte. Mit séduction sprach Malle über Trends und wie COVID-19 die Branche verändert hat.  

Frédéric Malle hat in Zusammenarbeit mit vielen anderen namenhaften Parfumeurinnen und Parfumeuren Düfte kreiert, die zeitlose Klassiker geworden sind. In einer streng limitierten Sonderedition wurde einige davon letztes Jahr, zum Jubiläum, neu aufgelegt. Fans durften sich auch über ein Buch mit dem passenden Titel „The First Twenty Years“ freuen, in dem Malle einen persönlichen Einblick in seine Handwerkskunst gibt. Was steht für die nächsten zwanzig Jahre an? 

Lieber Herr Malle, bald steht der Frühling vor der Tür – was sind die Dufttrends für diese Saison?

Ich denke nicht in Trends, aber habe beobachtet, dass es ausnahmsweise mal ein allgemeines Verlangen nach intimen Parfums gibt. Da mag daran liegen, dass COVID-19  leider immer noch die ganze Welt in Beschlag genommen hat. Viele sehnen sich nach Wohlfühldüften, die einen auch im Privaten entspannen und nicht unbedingt nach Kreationen, die auf andere einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

Wie riecht der Frühling für Sie? 

Der Frühling hat viele Facetten. Es ist die Jahreszeit, in der die Pflanzenwelt wieder Oberhand gewinnt. Frühling kann nach gemähtem Gras riechen, nach frischer Luft und blühende Blumen – Blumen, mit cleanen Duftkomponenten. Weiße Blumen assoziiere ich dagegen eher mit der Sommersaison.

Was ich mich schon immer gefragt habe – wie werden Dufttrends eigentlich kreiert?

Dufttrends werden im Grunde seit Anbeginn der Zeit von Journalisten übertrieben! Ich bin mir nicht sicher, ob es je etwas wie Parfumtrends gab, außer von dem Fall, den wir gerade besprochen haben. Dufttrends entstehen in der Regel aus erfolgreichen Parfums, die gegen einen Trend kreiert wurden, aber dann von konkurrierenden Marken versucht werden zu kopieren. Auf diese Weise entstehen Trends aus dem Erfolg eines Parfums. So können gleichzeitig gegensätzliche Trends als Ergebnis eines gegensätzlichen Erfolgs auf dem Markt koexistieren und konträre Botschaften vermitteln. 

Achten Sie bei Ihren Kreationen auf Trends?

Nein, niemals. Aber ich weiß, dass einige Menschen darauf achten, was wir tun. Entschuldigung, dass ich so unbescheiden bin…aber zum Beispiel scheint der Erfolg von „Musc Ravageur“, vor 20 Jahren, den Trend für neue, orientalische Parfums eingeleitet zu haben. Das macht mich sehr stolz.

Wie wirkt sich COVID-19 auf die Branche aus? Ist es im Moment schwierig, Düfte zu verkaufen?

Der Virus hat einen tiefgreifenden Einfluss darauf, welche Art von Duft, die Menschen kaufen wollen. Dies ändert aber nichts daran, dass immer noch ziemlich viel Parfum verkauft wird – für Eigenkomfort und Selbstachtung.

Für mich persönlich sind Düfte immer eng mit Emotionen verbunden. Was denken Sie, wonach sich die Menschen im Moment sehnen? Welche Düfte und Aromen spiegeln diese Gefühle gut wider?

Ich denke, dass Aromen, die warm und weich sind, etwa Moschus und Vanille, oder Gewürze, die etwas träges haben, wie Sandelholz, genau passend für den Moment sind.