Genug vom unterkühlten Minimalismus? Diese fünf neuen Großstadthotels lassen den Charme der alten Welt wieder aufleben. Und beweisen en passant: Nicht immer ist weniger gleich mehr.
Imperial in London:
Eine Nacht in Winston Churchills früherem Büro zu verbringen dürfte nicht auf jedermanns Bucket List stehen, möglich wäre es aber – in einer der »Heritage Suiten« des jüngst eröffneten »Raffles at The OWO«. Anderthalb Milliarden Pfund kostete der Umbau des alten Kriegsministeriums (»Old War Office«) in eines der spektakulärsten Hotels des Landes, dessen 120 Zimmer und Suiten mit ihren eichengetäfelten Wänden und neobarocken Stuckdecken zwar durchaus mondän, aber nicht ostentativ wirken. Dazu gibt’s auf vier Etagen eines der größten Spas in London.
Opulent in Paris:
Wie sehr die Besitzer des neuen »Grand Mazarin« im Marais den schönen Künsten zugewandt sind, ist nicht nur an den 500 Gemälden und Skulpturen zu erkennen, die über das ganze Hotel verteilt sind. Es genügt schon ein Blick in die 61 Zimmer und Suiten, die der Designer Martin Brudnizki (der auch das »Fifth Avenue« einrichtete, siehe rechte Seite) gemeinsam mit französischen Kunsthandwerkern zu einer wahren Ode an den Klassizismus machte. Besonders beeindruckend: der Pool (unten) mit einem Fresko des jungen Künstlers Jacques Merle.
Fernöstlich in New York:
In kaum einer Stadt hat das Mantra »Lage, Lage, Lage« mehr Gewicht als in New York, weshalb das unabhängige »Fifth Avenue Hotel« allein in dieser Hinsicht alles richtig gemacht hat. Das 153-Zimmer-Haus liegt direkt am Madison Square Park, fußläufig zu den wichtigen Galerien. Die Räume erinnern mit ihrer fröhlichen Mischung aus Leuchten im Pagodenstil, Teppichen mit Tigerstreifen und Beistelltischen mit Muschelintarsien an die Reisen des Eigentümers durch Myanmar und Laos, die Wände strahlen in Mintgrün, Butterblumengelb und zartem Rosé.
Erhaben in Athen:
Dass die griechische Hauptstadt heute kein verschlafenes Dorf mehr ist, ist auch dem deutschen Architekten Ernst Ziller zu verdanken. Mehr als 500 Bauten stammen aus seiner Feder, darunter das Kronprinzenpalais und das Archäologische Nationalmuseum. Einer seiner neoklassizistischen Paläste wurde jetzt in ein Boutique-Hotel verwandelt: Das »Monument« (das tatsächlich ein Denkmal ist) wirkt dank seiner neun Zimmer wie eine Privatresidenz, die aufwendigen Fresken und Trompe-l’œils, Gipsverzierungen und Marmorsäulen wurden behutsam restauriert.
Neu in München:
Die Münchner Hotellerie kannte lange nur dieselben Namen. Entsprechend groß war die Aufregung, als sich das »Rosewood« ankündigte, gleich ums Eck vom »Bayerischer Hof«. Das erste Haus der Gruppe, das mit Zimmerpreisen ab 700 Euro nicht nur preislich neue Maßstäbe in der bayerischen Landeshauptstadt setzt, füllt den früheren Sitz der Bayerischen Staatsbank mit neuem Leben. Die britische Designerin Tara Bernerd kleidete die 73 Zimmer und 54 Suiten in dunkles Holz und reichhaltige Stoffe, damit sich Besucher warm und willkommen fühlen.