… am Bosporus: In Istanbul bringen neue Hotels arkadische Ausblicke, entspannte Momente und ungewohnte Aromen in eine Stadt, die seit jeher als pulsierende Brücke zwischen den Welten dient.
Es ist nie ganz einfach, eine Stadt in nur wenigen Tagen zu greifen, aber Istanbul macht es einem nicht gerade leichter. Es liegt nicht nur an der schieren Größe der Metropole – Istanbul ist gut sechsmal so groß wie Berlin –, sondern an der reichen Geschichte der Stadt. Wo kommt es schon vor, dass eine Stadt buchstäblich die Brücke zwischen zwei Kontinenten schlägt und Hauptstadt dreier Reiche war?
In Istanbul macht jedes Viertel eine neue Welt auf. Spaziergänge fühlen sich wie ausgedehnte Reisen an. Das merkt man schon beim Besuch des »Six Senses Kocataş Mansions«. Das zweite türkische Haus der für ihre Wellness-Angebote bekannten Hotelgruppe steht im Stadtteil Sariyer, im Norden der Stadt. Es ist einer der ruhigeren Bezirke Istanbuls, wo osmanische Villen zwischen Pinienwäldern, alten Schlössern und kleinen Fischerhäfen stehen.
Die Geschäftigkeit des Zentrums, in dem sich die Menschen dicht an dicht in Bussen und U-Bahnen drängen, weicht hier einer fast beneidenswerten Gelassenheit, die so überraschend kommt, dass man sich erst einmal daran gewöhnen muss. Das »Six Senses« ist in zwei historischen Herrenhäusern an den Ufern des Bosporus untergekommen, von denen eines früher dem osmanischen Justizminister gehörte. Die Decken sind hoch (bis zu viereinhalb Meter) und die Sonne scheint durch riesige Fenster in die 45 Zimmer und Suiten, die mit hellem Marmor, zart getäfelten Wänden und kunstvollen Verzierungen ausstaffiert sind (natürlich mit Ausblick!).
Nicht minder grandios ist der Ausblick vom großzügigen Spa, das kürzlich etwas versteckt oberhalb des Resorts eröffnete. Eingebettet in das Grün und Blau des Bosporus, umfasst es ganze drei Ebenen eines 100 Jahre alten steinernen Hauses. Neben fünf Behandlungsräumen gibt es auch eine private Spa-Suite, Hammams, Saunen und Dampfbäder. Das »Six Senses« bietet Gesichtsbehandlungen und Massagen an, aber auch eine traditionelle Hammam-Experience: Sie beginnt mit einem tiefenreinigenden und revitalisierenden Körperpeeling, dem eine Ganzkörper-Schaumwäsche folgt. Zum Abschluss der Behandlung wird eine feuchtigkeitsspendende Körpermaske aufgetragen.
Tiefenerholt geht es mit dem Boot weiter ins »Mandarin Oriental«. Natürlich könnte man auch das Auto nehmen, nur: wozu? Dann wäre die Entspannung ja wieder dahin. Und wo sonst ließen sich die vielen Gesichter der Stadt schöner erleben als bei einer Tour auf dem Bosporus, wo obendrein immer eine frische Brise weht? Die Nachbarschaft des »Man-darin Oriental«, das merkt man schon bei der Ankunft, ist ein eindeutiger Szenenwechsel. Das von zwei Parks flankierte Hotel liegt in Kuruçeşme, einem der elegantesten Viertel der Stadt. Das Hotel ist umgeben von prachtvollen osmanischen Palästen, aber die Gegend ist wesentlich belebter. Bebek, eine Nachbarschaft mit zahlreichen Geschäften, Cafés und Restaurants, ist nur fünf Minuten entfernt.
Eine geschwungene Holzinstallation über der Rezeption ist von den Wellen des Bosporus inspiriert und in der Lobby hängt ein großer Kronleuchter von Concept Verre, einem Unternehmen, das für gewöhnlich die Paläste von Sultanen einrichtet. Noch beeindruckender allerdings ist der Duft, der die Nase umspielt: eine berauschende Mischung aus Jasmin und Judasbaum, Sandelholz und Vanille. Er ist so präsent, als entströme er den marmorgetäfelten Wänden.
Die meisten der 100 Zimmer und Suiten überblicken den Bosporus. Doch bevor wir in den weichen Betten unseres Urlaubspalastes versinken, steht noch ein letzter Tagesordnungspunkt auf dem Programm: das »Peninsula«, das im Sommer letzten Jahres eröffnete. Es liegt am Galataport, dem wiederbelebten historischen Hafen von Istanbul, der heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. (Einstimmung gefällig? Mal in »Karaköy« reinhören, einen Song der New Yorker Band Brazilian Girls, der nach dem Viertel benannt ist.)
Am Abend serviert Küchenchef Fatih Tutak im »Gallada«, dem Restaurant des »Peninsula«, auf Grundlage seines türkischen Erbes und seiner ausgedehnten Reisen durch Asien raffinierte und intuitiv einfühlsame Menüs. »Ich bin fasziniert von den alten Pfaden der eurasischen Seidenstraße mit all ihren Geschichten, Traditionen und ihrem gastronomischen Erbe«, sagt der Koch, der all diese Elemente in seiner Küche berücksichtigt.
Auch die beeindruckende Cocktail-Auswahl der »Topside Bar« auf der Dachterrasse des Hotels setzt auf die Aromen, die entlang der Routen der Seidenstraße entdeckt worden sind. So klingt der Abend mit einem »Istanbul« (Douzico, Wermut, Feigen- und Rosenkonfitüre, Limette) oder einem »House of Wisdom« (Rum, Antica Formula, Campari, Schokolade und Falernum) ganz entspannt aus. Wem das
zu experimentell ist, kann auf eine große Auswahl von Whisky, türkischen Weinen oder lokalen Biersorten zurückgreifen.
Die Inneneinrichtung der Bar ist einer alten Yacht nachempfunden und nimmt die Gäste mit allerlei Memorabilien mit auf eine Reise, die an eine Fahrt auf dem Bosporus erinnert. Wenn die Nacht hereinbricht, füllt sich die »Topside Bar« mit Leben, als konzentriere sich die ganze Energie der Stadt auf diesen einen Ort. So segeln wir beseelt in den Morgen, bis die Stadt zwischen den Welten wieder erwacht.
SIX SENSES KOCATAŞ MANSIONS, Meserburnu Cd. No: 5, sixsenses.com
MANDARIN ORIENTAL BOSPHORUS, Muallim Naci Cd. No: 62, mandarinoriental.com
THE PENINSULA ISTANBUL, Kemankeş Cd. No: 34, peninsula.com