
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert präsentiert das Genfer Traditionshaus Patek Philippe eine Neuentwicklung: Cubitus. Sie ist groß, sie ist eckig und sie ist vor allem ganz klar eine Patek. Und: Sie tritt gleich als Familie in Erscheinung.
Zumindest in der kleinen, exklusiven Welt edler mechanischer Zeitmesser war es eine Sensation, als Thierry Stern, Eigentümer in vierter Generation und Geschäftsführer eines der renommiertesten Uhrenhersteller der Welt, kürzlich eine neue Modellfamilie präsentierte. Der Name der neuen Uhr von Patek Philippe ist Programm: »Cubitus« – quadratisch im Design, jedoch bei genauerer Betrachtung mit acht Ecken und ebenso vielen Kanten. Es ist die erste Neulancierung des 1839 gegründeten Hauses seit mehr als einem Vierteljahrhundert. 1997 kam die damals kritisch beäugte, inzwischen zur Ikone gereifte Sportuhr »Aquanaut« auf den Markt, 1999 die klassische Damenlinie »Twenty~4«. »Cubitus« ist auch die erste neue Kollektion unter der Ägide von Thierry Stern als Firmenchef, der die Führung 2009 von seinem Vater übernommen hatte. Eine wahre Herzensangelegenheit für den Schweizer und vielleicht auch der Grund, wieso die »Cubitus« sich von Anfang an gleich mit drei Modellen als neue Uhrenfamilie vorstellt: drei Geschwister, zwei klassische 3-Zeiger-Uhren mit Datum und Metallband – eine in Stahl mit dunkelgrünem Zifferblatt, eine in Stahl und Roségold mit blauem Zifferblatt – und die ebenfalls blaue große Schwester aus Platin mit Großdatum, Mondphase und kleiner Sekunde an einem Textilband.
Thierry Sterns Herzensprojekt
Sehr lange schon sei Thierry Stern die Idee einer eckigen Uhr durch den Kopf gegeistert. Vier Jahre Entwicklungszeit sind in das neue Design geflossen und insgesamt sechs Jahre tüftelten die Techniker des Hauses an der Anpassung des Uhrwerks, das mit dem Aufsatz für das Großdatum den Vergleich mit klassischen Grandes Complications nicht scheuen muss. Die sportliche »Cubitus« ist Sterns persönliches Werk, sein ganzer Stolz. Und durch und durch eine Patek Philippe. Skeptiker mögen monieren, dass das metallene Gliederband und die Zifferblattgestaltung charakteristische Designcodes des Dauerbrenners »Nautilus« aufgreifen. Liebhaber argumentieren, dass genau dies zum Besten gehöre, was bei Patek Philippe je entwickelt wurde. Zumal das eckige Gehäuse in einem Markt, in dem fast 85 Prozent aller Uhren rund sind, besonders hervorsticht. Mit einem Durchmesser von 45 Millimetern, und sogar 47 Millimetern bei der Platin-Version, schwimmt Stern auch sonst gegen den Mainstream der sich zu Unisex-Größen verkleinernden Uhren. Wobei sich die »Cubitus« durch ihre Flachheit (8,3 Millimeter) letztlich überraschend unaufdringlich auch an schmale Handgelenke anschmiegt.
Bemerkenswert in der stets hellhörigen Uhrenszene, dass es dem gesamten Team rund um Stern gelungen war, das Projekt bis zum Schluss geheim zu halten. Fast. Hätte es nicht dieses unglückliche Leck gegeben, bei dem eine amerikanische Publikation ein paar Tage vorab Anzeigenbilder veröffentlichte. Beim weltweiten Launch in München verriet Thierry Stern gleich höchstpersönlich, dass es noch weitere »Cubitus«-Familienmitglieder geben werde. Vermutlich sogar noch in diesem Jahr.

Hohe Nachfrage und Zukunftsaussichten
In der Zwischenzeit füllen sich die Wartelisten für die »Cubitus«, denn Patek Philippe kann schon jetzt die hohe Nachfrage für seine beliebten Modelle – vor allem in Stahl – kaum befriedigen. Produktionskapazitäten und Handwerkskunst auf diesem Niveau sind nicht unendlich skalierbar. Ob die »Cubitus« in Bezug auf Beliebtheit und Wertsteigerung in die Fußstapfen ihrer populären Mitstreiter »Nautilus« und »Aquanaut« treten kann, lässt sich heute noch nicht vorhersagen. Dass es sich bei ihr durch und durch um eine Patek Philippe handelt, erkennt man jedoch schon von Weitem – kein Zufall, sondern eine Tatsache, für die sich auch ihre Träger bewusst entscheiden werden.
Text: Friederike Weissbach