Tamara Ralph: Am Puls der Zeit - séduction Magazin Germany
Uhren & Schmuck

Tamara Ralph: Am Puls der Zeit

Von Redaktion 14/07/2024
Credit: Audemars Piguet
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Wenn Haute Horlogerie auf Haute Couture trifft, entstehen ungewohnte Synergien. Bestes Beispiel ist die neue Uhr, die die Designerin Tamara Ralph für Audemars Piguet entwarf. Sie verbindet höchste Uhrmacherkunst mit strenger Weiblichkeit und zieht so alle Blicke auf sich – auch abseits des Laufstegs.

Es ist Januar. Durch die in warmes Licht getauchten palastartigen Säle des Pariser »Shangri-La«-Hotels schreiten langbeinige Schönheiten, die die zweite Couture-Kollektion der Designerin Tamara Ralph präsentieren. Früher war sie der kreative Kopf hinter dem Label Ralph & Russo, das mit dem Verlobungskleid von Meghan Markle für Aufsehen sorgte. Seit einem Jahr entwirft die Australierin Mode unter ihrem eigenen Namen. Jede der aufwendigen Roben ist ein nach den Regeln der Haute Couture handgefertigtes Unikat: eine Kollektion voll skulpturaler Silhouetten mit dramatischen Volumina und gewagten Cutouts. Die Zartheit von Seide und Tüll wird von wuchtigen Kettendetails, metallischen Elementen und kristallbesetzten Blüten gebrochen, die die Kleider fast panzerartig umschließen.

Credit: Audemars Piguet

Und dann schmückt da noch etwas das Handgelenk: kein verspielter Juwel, sondern ein ernst zu nehmender Zeitmesser von uhrmacherischer Finesse – die »Audemars Piguet Royal Oak Concept Flying Tourbillon ›Tamara Ralph‹«. Sie ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit der Uhrenmanufaktur mit der Designerin, die das Modell nicht nur selbst trägt, sondern gleich an vier verschiedenen Looks ihrer Kollektion präsentiert. »Eine Frau trägt eine Uhr nicht nur wegen ihrer Funktion«, resümiert Ralph, »sondern, um sich angezogen, schick und elegant zu fühlen. Für mich vervollständigt erst eine Uhr das Outfit.«

Ralphs Verbindungen zum Hause Audemars Piguet reichen weit zurück: Erst war sie lange Kundin, später »konzeptionelle Partnerin«, nun war sie erstmals am Entwurfsprozess einer Uhr beteiligt. Ausgangspunkt für ihr Design war zum einen ihre neue Marke, zum anderen ihre aktuelle Kollektion. »Ich bin an den Entwurf herangegangen wie an ein Stück Couture: Beides erfordert viel Liebe zum Detail und Akribie. Aber das Team von Audemars Piguet hat mich gut angeleitet.« Waren ihre Designs früher vor allem für ätherische und ephemere Linien bekannt, will Tamara Ralph heute eine stärkere Weiblichkeit herauskehren. »Moderne Elemente haben ebenso ihren Platz wie die fast altertümlichen Couture-Techniken. Das Ergebnis ist eine starke, kompromisslose und zuversichtliche Ästhetik. Und das ließ sich auch perfekt in das Design dieser Uhr übersetzen.«

MIT TIEFGANG: Vier überlappende Scheiben in abgestuften Farben geben Tamara Ralphs Uhr eine fast räumliche Tiefe. Herz des Zifferblatts ist eine diamantbesetzte Platte. Credit: Audemars Piguet

Es dauerte Monate, bis der fertige Entwurf aus mehr als 50 Skizzen entstand: Das roségoldene, klassische »Royal Oak« – Gehäuse funkelt in »Frosted Gold«. Möglich macht das eine auf alter Florentiner Juwelierstechnik basierende Oberflächenbearbeitungstechnik, die das Metall wie diamantbestäubt glitzern lässt. Im Zifferblatt ergeben vier überlappende Scheiben in abgestuften Brauntönen einen fast stofflichen Lageneffekt, ihre im Käfig des fliegenden Tourbillons bei 6 Uhr zusammenlaufenden Öffnungen erzeugen eine besondere optische Tiefe. Der Rahmen des Tourbillon-Käfigs umgibt in drei weiteren Kreisen eine diamantbesetzte Platte, die zum Herz des Zifferblattes wird. Ein braunes und ein bronzefarbenes Alligatorlederband vervollständigen das Design.

Dass eine Uhr überhaupt einen Auftritt bei einer Couture-Show hat, ist höchst selten. Es gibt zwar durchaus Modehäuser, die sich in der Welt der Haute Horlogerie etabliert haben, etwa Chanel oder Hermès, aber auch Dior oder Louis Vuitton. Kurioserweise scheint es bei diesen Häusern jedoch eine strenge Abgrenzung zwischen den einzelnen Metiers zu geben. Tamara Ralph sieht das Ganze weniger dogmatisch. »Der Prozess der Uhrmacherei erinnert mich doch stark an die Haute Couture: Er ist sehr technisch, präzise und besteht aus vielen Schritten, die sehr unterschiedliches Können und Wissen erfordern. Das Ergebnis ist stets einzigartig und steht für höchste Handwerkskunst.« Und wieso, so die Konklusion, sollten sich daraus keine Synergien ergeben?



»Immer mehr Frauen wollen ›richtige‹
Uhren. Viele tragen lieber ein Herrenmodell«

Tatsächlich lassen sich renommierte Uhrenhersteller für ihre klassischen Damenmodelle schon lange von Materialien und Techniken der hohen Schneiderkunst inspirieren. Plissierte Zifferblätter, Intarsien aus Federn oder Diamantbesatz sind Reverenzen vor den Stilelementen der Mode.
Eine bisweilen stereotype Herangehensweise, die nicht unbedingt Tamara Ralphs Verständnis von Weiblichkeit entspricht: »Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Frauen Interesse an ›richtigen‹ Uhren haben. Viele tragen lieber eine Herrenuhr. Diese Uhr ist beides: Sie ist weiblich, aber auch mutig und kantig, und beides ergänzt sich elegant.« So fügt sich Audemars Piguets Ikone nicht nur nahtlos in Ralphs Kreationen ein, sondern spricht vor allem für eines: sich selbst.

AUTORIN: Friedericke Weissbach