Tudor: Im Glück der Tiefe - séduction Magazin Germany
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Uhren & Schmuck

Tudor: Im Glück der Tiefe

Von Redaktion 10/01/2024
Credit: Allan Xavier Affonso
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Vor der KÜSTE MARSEILLES hat sich unsere Autorin mit einem Weltmeister unter Wasser gewagt, um einen Extremsport zu testen, der nichts für schwache Nerven ist: FREITAUCHEN. Ohne Maske – aber mit viel neuem Selbstvertrauen.

Mit der Zeitrechnung ist es unter Wasser so eine Sache: Sie verhält sich jeder Logik zum Trotz einfach anders. Während ich in die Tiefe tauche, scheint die Uhr langsamer zu ticken, fast, als würde ich mich in Slow Motion bewegen. Sekunden fühlen sich wie Minuten an. Ich halte den Atem an und blicke auf meine Uhr, um Herrin meines Zeitgefühls zu werden. Erst 30 Sekunden sind verstrichen. Ich greife nach einem Seil und ziehe mich weiter hinab, drücke Daumen und Zeigefinger auf die Nase und puste, um den Druck auszugleichen. 45 Sekunden. Ich tauche tiefer. Nach einer Minute sehnen sich meine Lungen nach Luft. Am Ende des Seils hängt eine kleine weiße Plastikkarte, nach der ich greife. Ich reiße sie ab. Als ich endlich nach oben tauche, vergeht die Zeit plötzlich ganz schnell, fast so, als hätte sie etwas aufzuholen.

Credit: PR

Keine 24 Stunden vorher liege ich flach mit dem Kopf unter Wasser in einem türkisblauen Swimmingpool etwas außerhalb von Marseille. Eine Männerstimme ruft, dass eineinhalb Minuten vergangen sind. Zurück an der Oberfläche, muss ich wider Erwarten nicht nach Luft ringen. »Wenn du noch nicht außer Atem bist, könntest du noch länger durchhalten«, ermutigt mich die Stimme. Sie gehört Morgan Bourc’his. Er ist dreifacher Weltmeister im Freediving, also dem Tauchgang ohne Druckluftflasche, auch bekannt als Apnoetauchen. Morgan Bourc’his geht am Pool auf und ab und sagt mir und meinen Mitstreitern, wie es am besten geht: Eine Minute vor dem Tauchgang verlangsame ich meinen Atem. 30 Sekunden vorher atme ich doppelt so lange aus wie ein; durch den Mund, weil so noch mehr Luft meine Lunge füllt. Fünf Sekunden vorher atme ich so tief aus, dass mein Bauch sich nach innen wölbt. Ich nehme einen letzten langen, tiefen Luftzug und tauche unter.

Morgan Bourc’his macht diesen Extremsport schon sein halbes Leben lang. Der 45-Jährige ist dreifacher Weltmeister im Freitauchen ohne Flossen. Er kann fast 100 Meter tief tauchen. Am Handgelenk trägt der Franzose die Taucheruhr »Pelagos« von Tudor mit blauem Gummiband. Sie ist bis zu einer Tiefe von 500 Metern wasserdicht und seine Lieblingsuhr, seit er 2014 begann, als Markenbotschafter mit Tudor zusammenzuarbeiten. Nur beim Wettkampf verzichtet der Weltmeister darauf, sich auf seinen eigenen Takt zu verlassen. »Beim Freitauchen versuchen wir, die Zeit zu vergessen.« Später am Nachmittag sitzen wir in einem Schlauchboot und fahren aufs offene Meer hinaus. Der Profi erinnert uns daran, ruhig zu atmen. Ich mache Yoga, meditiere, schwimme und schnorchle gern. Aber ich bin noch nie in meinem Leben richtig getaucht, einmal abgesehen vom Schwimmunterricht in der Schule. Ich wiederhole die Begriffe, die Morgan Bourc’his unserer Tauchgruppe mitgegeben hat, wie ein Mantra – Calmness, Confidence, Softness, Slowness. Mein Herz rast trotzdem. Wir werfen vor dem Inselarchipel Pomègues Anker. Bourc’his verteilt Gürtel mit Gewichten, damit wir besser sinken, weil der Neoprenanzug uns wie eine Schwimmweste an der Oberfläche treiben lässt.

Ich schiebe meine Füße in lange Flossen, gleite seitlich ins Wasser und schwimme zu einer roten Boje. Das Gewicht stört mich im Wasser, anders als erwartet, nicht. An der Boje hängt ein meterlanges Seil, an dem wir uns in die Tiefe hangeln sollen und an dem wir morgen bei einem offiziellen Wettkampf eine kleine Karte wie einen Schatz bergen werden. Jetzt aber wiederholen wir die Atemübungen. Mein Tauchlehrer erinnert mich daran, regelmäßig einen Druckausgleich zu machen, ich tauche ab, mache alles viel zu schnell, mein Kopf pulsiert, ich blicke auf die Uhr. Nach nur 15 Sekunden habe ich das Gefühl, dringend an die Oberfläche zu müssen. Ich tauche auf, schnappe nach Luft. Beim Freediving fühle man sich lebendig, hatte Bourc’his am Pool noch gesagt, aber gerade bin ich vor allem panisch. Mit den Flossen kann ich schlecht schwimmen. Ich beschließe, auf sie zu verzichten, immerhin taucht auch Morgan Bourc’his bei seinen Wettkämpfen ohne. Ich habe Morgans erste Lektion verstanden: Unter Wasser geht es darum, sich selbst zu vertrauen.

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Er spielt mit mir unter Wasser nicht eine, sondern zwei Partien Stein, Schere, Papier; bis ich lachen muss und sprudelnd an die Oberfläche zurückkehre. Beim nächsten Mal nehme ich mir nichts anderes vor, als meine Umgebung zu observieren. Ich beobachte das Wasser, das hier schon von sattem Dunkelblau ist, und die Strahlen der Sonne, die sich Meter um Meter nach unten kämpfen. An meinem Handgelenk zählt die »Pelagos« beständig die Sekunden, aber ich erinnere mich an den Ratschlag von Bourc’his, auf meine innere Uhr zu hören. »Zeit«, sagt er mit französischem Akzent, »spielt unter Wasser nur bedingt eine Rolle. Wenn ich frei tauche, kann ich gut einschätzen, wie lange ich unter Wasser bin. Aber das liegt an meiner Erfahrung. Ich zähle die Sekunden nicht, weil ich mich auf meinen Körper und meinen Geist konzentriere.«

Freediving ist kein ungefährlicher Sport. Die Fähigkeit, mehr als sieben oder acht Minuten ohne Sauerstoff auszukommen, ist für viele unvorstellbar. Es gab Profis, die bei dem Versuch, noch tiefer und länger zu tauchen, ihr Leben verloren. Für Morgan Bourc’his ist der Sport zwar zur Berufung geworden, aber er kennt seine Grenzen. Seit er Vater eines kleinen Kindes ist, hat er die Sportlerkarriere an den Nagel gehängt. Heute setzt er sich vor allem dafür ein, zu zeigen, wie die Klimakrise die Unterwasser-Tierwelt beeinflusst – mit Projekten wie der Dokumentation »A Quest for Nature«, für die er in Norwegen mit Orcas tauchte. »Ich möchte Menschen für die Natur im Meer sensibilisieren.«

Über dem Marseiller Stadtstrand Malmousque geht langsam die Sonne unter und versinkt als rote Kugel im Meer. Die Uhr am Handgelenk sagt, dass es bald halb acht ist. Mit Uhren ist es wie im echten Leben, denke ich: Manchmal braucht es Bestätigung, um endlich seiner inneren Stimme zu vertrauen.

Von Valerie Präkelt