Eine alte Regel besagt, dass wertvolle Uhren für die Ewigkeit gemacht sind, das Gegenteil von modisch – und darum auch nicht farbenfroh. Aber damit ist es jetzt vorbei.
Am Anfang stand ein Knall: Im Dezember 2021 verabschiedete Patek Philippe seinen größten Verkaufserfolg, die stählerne „Nautilus“, mit einer allerletzten Kleinserie. Ein leuchtend türkisfarbenes Blatt, Reverenz an den langjährigen Partner Tiffany & Co., zeigte nicht nur, dass der Träger zu den Happy Few gehört, die an ein so knappes Gut gelangen. Es war auch das Signal an die Uhren-Welt, dass ehrwürdige, klassische Modelle sehr viel Farbe vertragen, ohne dabei wie ein Gag zu wirken. Ein paar Marken hatten das schon vorher verstanden, andere werden sich angesichts des Hypes um die „Tiffany-Nautilus“ gedacht haben, dass, wenn ein so hoch seriöses Haus wie Patek Philippe mit Türkis reüssiert, man das doch auch riskieren könnte.
Mit Farben hat man sich bei den Herstellern natürlich immer beschäftigt. Aber erst seit zehn, zwölf Jahren sind blaue Zifferblätter dauerhaft etabliert. Zuletzt gab es immer mehr Rot zu sehen und vor allem Grün – aber zumeist in milden Farbnuancen und durch Farbverlauf relativiert. Knallige Farben gehörten bislang in die Nische der juwelenbesetzten Cocktailuhren oder waren billige Massenware, die mehr modisches Accessoire ist als Zeitmesser oder Schmuckstück.
Türkis bei Rolex, IWC und Breitling
Tatsächlich hat Rolex schon seit 2020 eine Türkis-Variante der „Oyster Perpetual“ im Programm, allerdings mit einem Durchmesser von 36 Millimetern, was bis vor Kurzem vielen noch als „Damenührchen“ galt. Inzwischen gibt es sehr viel mehr Türkis zu sehen; zum Beispiel bei IWC und Breitling. Oris hat für seine „Divers Sixty-Five“ das grelle Blatt in einem Bronzegehäuse warm gerahmt. Audemars Piguets gerade vorgestellte „Royal Oak 37 mm“ lässt es – hier handelt es sich tatsächlich um eine hauchfeine Scheibe aus Türkis – im Gelbgoldgehäuse besonders dramatisch auftreten.
Noch ist der Farbton ungewöhnlich und schon darum begehrenswert. Weil die Uhren, limitiert oder nicht, immer nach einer „Sonderserie“ aussehen, eben nicht zu jedem Outfit passen – aber bestens zu gebräuntem Teint.