On Screen: Die schönsten Beauty-Looks aus Film und TV
Make Up Trends

On Screen: Die schönsten Beauty-Looks aus Film und TV

Von Patrick Vogel 25/12/2020
Credit: Getty Images

Unsere Perzeption von Schönheit wird zu einem großen Teil von den Massenmedien beeinflusst. Über die Jahre haben einzelne Filme und Serien Beauty-Looks hervorgebracht, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

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Nun ist es Zeit diese Beauty-Looks aus Film und TV, Revue passieren zu lassen. Von „BLONDINEN BEVORZUGT“ (1953) bis „LOVECRAFT COUNTRY“ (2020).

Seit Anbeginn der Menschheit existiert Kunst – Höhlenmalereien, ein Zeitzeugnis einer über 40.000 Jahre vergangenen Ära, wurden bereits mit Ocker auf Steinwände fixiert. Der Weg von Strichmännchen zu dreidimensionalen, realistisch anmutenden Skulpturen à la Michelangelo und detailverliebten Gemälden wie Jan Vermeers „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ war weit. Was all diese Kunstwerke jedoch gemein haben, ist, dass sie eine Depiktion des menschlichen Körpers sind. Imaginationen von Schönheit, die auch unsere eigenen Idealvorstellungen prägen. Das älteste existierende Porträtfoto ist eine Daguerreotypie von 1840 und die ersten bewegten Bilder entstanden 48 Jahre später.

Zur Geburtsstunde des Films steckte die Traumfabrik Hollywood noch in den Kinderschuhen. Vorstellungen auf Riesenleinwänden, Glanz und Glamour suchte man vergeblich. Stattdessen wurden dem Proletariat 30-minütige Stummfilme gegen einen Nickel in sogenannten Guckautomaten präsentiert. Die ersten wirklichen Filmstudios entstanden erst ab 1915. Damit begann auch das goldene Zeitalter für Hollywood. Zum Massenmedium wurde der Film aber erst ab 1950. Denn erst nach dem Zweiten Weltkrieg standen Fernseher einer breiten Bevölkerungsschicht zur Verfügung.

1953 nimmt uns Marilyn Monroe in „Blondinen bevorzugt“ als amerikanisches Showgirl Lorelei Lee mit auf Männerjagd. Durch eine feministische Linse betrachtet, mag der Film zwar ein wenig problematisch sein, seinem ikonischen Kultstatus tut dies aber keinen Abbruch. Monroes musikalische Darbietung von „Diamonds Are a Girl’s Best Friend“ im pinken Satinkleid von William Travilla gehört zu den bekanntesten Filmszenen der Geschichte. Dazu trägt Monroe opulenten Diamantschmuck und ihr charakteristisches Make- up: perfekt gestylte platinblonde Locken, knallroter Lippenstift und on top Concealer und Foundation, die keinen Makel offenbaren. Der klassische Winged Eyeliner vollendet den Look, der die Stilikone von innen strahlen lässt. Wir können glücklicherweise mit Highlighter nachhelfen. Dies war in vielen Hollywood-Filmen der Vergangenheit nicht nötig, weil draußen und nicht in einem Studio gedreht wurde. Die Hautpartien, die wir heute mit Highlighter für einen unwiderstehlichen Glow betonen – also der Brauenknochen, der Nasenrücken, oberhalb der Wangenknochen und der Amorbogen – wurden damals ganz natürlich durch das Sonnenlicht in Szene gesetzt.

Genauso ins Herz geschlossen haben wir New Yorks einzig wahres It-Girl Holly Golightly, gespielt von Audrey Hepburn, in „Frühstück bei Tiffany“ (1961). Durchfeierte Nächte und Frühstücke vor dem Schaufenster beim Nobeljuwelier – ein dekadentes Leben, nach dem sich jeder von uns wahrscheinlich schon mal gesehnt hat. Auch wenn alles nur Scharade ist, denn Hollys eigentlicher Name ist Lula Mae Barnes und in Wahrheit besitzt sie keinen Penny. Ihr Make-up sieht trotzdem unbezahlbar aus: Die Haut ganz natürlich gehalten, ein bisschen Blush auf den Wangen, definierte Brauen und ein leicht smudgy Eyeshadow in einem matten Grau sind der perfekte Daytime Look. Wer den Look für Weihnachten nachmachen möchte, darf in Anbetracht der Feiertage ruhig ein bisschen tiefer in das Make-­up-­Kit greifen und trägt Liquid Liner, Falsies und einen pastellfarbenen Lippenstift in Pink, Rot oder Coral dazu. Die Baby Bangs sind nur etwas für die ganz Mutigen.

Ein kleiner Zeitsprung in die 1990er, genauer gesagt 1995, ruft in einigen von uns wahr­ scheinlich böse Erinnerungen wach. Die Komödie „Clueless – Was sonst!“ beweist aber, dass es in den zehn Jahren vor der Jahrtausendwen­de durchaus einige Trends gab, auf die wir ohne Scham zurückblicken können. Der Film dreht sich um das Leben von Cher Horowitz, die als 16­-Jährige in Beverly Hills lebt. Diese Rolle bedeutete für Hauptdarstellerin Alicia Silverstone den Durchbruch. „Clueless“ ist ein klassischer Teeniefilm mit einer extravaganten Gardero­be: Der einzigartige Mix aus Preppy und Street Style hat nicht nur unzählige Designer inspiriert, beispielsweise Miu Mius SS­21­Kollektion, sondern auch braunen Lippenstift tragbar gemacht. Dass die 90er­-Trends momentan wieder en vogue sind, beweist, dass der Film ein Must­watch für Beauty­ und Fashionfans ist.

Auch die Serie „Euphoria“ aus 2019 hat Trends in Sachen Make­up gesetzt. Die Handlung thematisiert episodenhaft das Leben verschiedener Teenager in Los Angeles. Teilweise explizit, aber auch wahnsinnig authentisch und ehrlich werden die Höhen und Tiefen des Lebens der Heranwachsenden behandelt. Für ihre Performance als Hauptdarstellerin wurde Zendaya dieses Jahr, als bis dato jüngste Schauspielerin, mit dem Emmy ausgezeichnet. Auch die Maskenbildnerin der Serie, Doniella Davy, wurde mit dem Emmy für das beste Make­up geehrt. Warum? Die Serie überzeugt mit muti­gen, unkonventionellen Looks, die nicht nur Schmuck sind, sondern als eine charakterliche Erweiterung der Figuren dienen und einen Einblick in ihre Gefühlswelt geben. „Euphoria“ hat dazu beigetragen, Glitzer alltags­fähig zu machen; und wann, wenn nicht zu Weihnachten, macht ein auffällig schimmernder Lidschatten mehr Sinn?

Ein weiteres TV-­Juwel ist „Lovecraft Country“ (2020) nach dem gleichnamigen Roman von Matt Ruff. Die Serie aus der Feder von Misha Green und Jordan Peele ist eine Hommage an die 50er­-Jahre. Anders als bei „Blondinen bevorzugt“ werden Fashion und Beauty aber in einem eher ungewöhnlichen Setting inszeniert. „Love­craft Country“ ist eine Horrorserie mit Sci­Fi­-Einflüssen, deren Handlung in einem alternativen Universum spielt. Die Charaktere haben aber nicht nur mit Geistern und Monstern zu kämpfen, sondern werden auch mit menschlichen Abgründen konfrontiert. Die Rassismus­probleme der Jim-­Crow-­Ära in Amerika sind ein zentrales Thema der Story. Der Plot mag zwar an vielen Stellen grotesk und bizarr sein, umso realistischer sind aber die mit Liebe zum Detail kreierten Outfits und Make­up­-Looks der Figuren. Das Team um die Visagistin Sandra Linn Koepper und Hairstylist Brian Badie hat den Zeitgeist der Dekade meisterhaft eingefangen: Changie­rende Nuancen zwischen Rot, Coral und Berry und strukturierte Frisuren mit auffälligen Locken nehmen den Zuschauer mit auf eine Beauty-­Zeitreise in die Fifties.