Zusammen mit Marvel hat Audemars Piguet seine zweite Comic-Uhr entwickelt.
Comic-Motive waren lange Zeit Kinderuhren vorbehalten oder fanden sich auf billiger Andenken-Massenware. Doch das hat sich gründlich geändert und Audemars Piguet zieht mit: Nach dem spektakulären Erfolg seiner „Black Panther“-Sonderedition ist ein neues Modell Spiderman gewidmet.
Donald Duck und Popeye, Snoopy und Dick Tracey – seit sich in den 1930er-Jahren die Armbanduhren endgültig gegen die Taschenuhren durchsetzen, fanden sich auch immer wieder Motive auf den Zifferblättern, die genauso modern waren: populäre Comichelden. Zum großen Teil aber waren das preiswerte Zeitmesser, Souvenirs und spaßige Geschenkartikel mit so wenig Ewigkeitswert, wie man ihn den Comicstrips zumaß.
Hochwertige Uhren, allemal die Produkte der namhaften Schweizer Manufakturen, gaben sich mit so etwas nicht ab, verstanden sich ja als Alternative zur schnelllebigen Massenware und damit auch zur Popkultur. Eine Ausnahme waren die Donald- und Mickey-Motive auf einigen Gerald-Genta-Modellen, eine ironische Brechung der Luxusidee.
Partnerschaft mit Marvel
Inzwischen aber ist die Uhr ja kaum noch für irgendwen ein Zeitmessinstrument, seriös muss sie nicht sein, sondern zum Ausdrucksmittel taugen oder als Ort der Selbstvergewisserung. Die Comics andererseits sind vom Ramsch längst zum Objekt akademischer Betrachtung avanciert, zur „grafischen Literatur“, deren Konsum niemandem peinlich zu sein braucht. Die Zusammenarbeit von Haute Horlogerie und Unterhaltungsindustrie allerdings ist noch lange nicht üblich – und sorgt deshalb für die von beiden Seiten erwünschte Welle. Als sich Audemars Piguet vor zwei Jahren mit Marvel zusammentat und die „Black Panther“-Uhr entwickelte, sorgte das für allerlei Entsetzen – und umso größere Begehrlichkeit bei potentiellen Käufern.
Nach dem Panther eine Spinne
Jetzt erscheint die zweite Gemeinschafts-Produktion beider Häuser, die „Royal Oak Concept Tourbillon Spiderman“. Die hält sich nicht etwa mit Anspielungen auf, sondern platziert eine Skulptur des Superhelden so vor das Zentrum des sorgsam skelettierten Werks, das sie dort zu schweben scheint. Aus einem massiven Goldblock gefräst, wird Spiderman lasergraviert und anschließend handbemalt. In Blau und Rot natürlich, und wem es richtig ernst ist mit dem Superhelden, der trägt statt des dunkelgrauen Kautschukbands das rot-blaue, dass der Uhr ebenfalls beiliegt. Die Erklärung der Manufaktur zu ihrer imposanten Neuerscheinung ist weniger provokativ als brav: Spiderman verkörpere wichtige Werte wie Familie und gesellschaftliche Verantwortung. Immerhin übernimmt AP die auch selbst. Ein Einzelstück mit Spinnennetz-graviertem Goldgehäuse und schwarzem Spiderman wurde gerade zugunsten zweier Wohltätigkeitsoperationen versteigert; der Erlös beträgt 6,2 Millionen Dollar.
