Tiffany & Co.: Kronjuwel - séduction Magazin Germany
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Uhren & Schmuck

Tiffany & Co.: Kronjuwel

Von Online Redaktion 11/06/2024
UNIKAT: Zweitausend Arbeitsstunden flossen in das Kunstwerk, das Brosche und Anhänger zugleich ist. Credit: Tiffany & Co.
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Der »Tiffany-Diamant« gilt als einer der bekanntesten und wertvollsten Edelsteine der Welt. Seit 147 Jahren steht der gelbe Hochkaräter schon für die Extravaganz des Spitzenjuweliers aus New York.

Vor 52 Jahren hätte man ihn kaufen können, für einen Tag. Fünf Millionen Dollar, first come, first served. So stand es in der lakonischen Anzeige, die Tiffany & Co. seinerzeit in der »New York Times« schaltete als ironische Spitze auf Limited Editions: der legendäre »Tiffany-Diamant« in Kanarienvogelgelb, 128,54 Karat, in 82-facettiger Kissenform.

Auch aus heutiger Sicht kein Schnäppchen, läge das inflationsbereinigte Preis-Äquivalent derzeit bei rund 32 Millionen Dollar. Gleichzeitig ein guter Deal, denn die in der Anzeige aufgestellte Behauptung, der Stein sei in hundert Jahren das Doppelte wert, ist schon nach der Hälfte der Zeit um ein Vielfaches übertroffen worden. Der tatsächliche Wert des größten gelben Diamanten der Welt lässt sich jedoch kaum schätzen. Er liegt auch in der Symbolkraft des Juwels, das in seiner Geschichte nur von vier Frauen getragen wurde und fünf verschiedene Gestalten annahm.

Entdeckt 1877 in einer südafrikanischen Mine, wurde der Stein mit sagenhaften 287,42 Karat im gleichen Jahr von Charles Lewis Tiffany gekauft und nach Paris geschickt, wo er unter Supervision seines Chef-Gemologen in die heutige kissenförmige Form geschliffen wurde. Der aufwendige Schnitt, der die Brillanz und tiefgelbe Farbe des Diamanten hervorhebt, forderte mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen Substanz. Charles Tiffany – seiner Zeit voraus – entschied schon damals, den Diamanten nicht zu verkaufen, sondern künftig als Botschafter des Hauses zu nutzen und der Öffentlichkeit auf Ausstellungen und als Fensterdekoration im Stammhaus in New York zu zeigen. Es wird einer der Gründe gewesen sein, weshalb Mr. Tiffany von der Presse den Spitznamen »The Diamond King« verpasst bekam.

1957 wurde das Juwel dann erstmals in ein Schmuckstück gefasst und von einer Frau in der Öffentlichkeit getragen: Mrs. Mary Whitehouse, Diplomatengattin, erhielt das außergewöhnliche Collier als Leihgabe für einen Charity Ball. Zu dieser Zeit arbeitete bereits ein ehrgeiziger junger Schmuckdesigner namens Jean Schlumberger für Tiffany. Seine spielerische Interpretation natürlicher Formen, umgesetzt in unvergleichliche Schmuckstücke, beeinflusst die visuelle Identität des Hauses bis heute. Über die Jahre hinweg entwarf er verschiedene Designs für den Tiffany Diamond. Unter anderem das »Ribbon Rosette Collier«, das Audrey Hepburn 1961 für Fotoaufnahmen anlässlich ihres Films »Frühstück bei Tiffany« trug. Erst 1995 sollte der berühmte Stein im Rahmen einer großen Retrospektive für Schlumberger im Pariser Musée des Artsdécoratifs erneut gesetzt werden: in eines seiner ikonischsten Designs, die Brosche »Bird on a Rock«.

Fast 20 Jahre später und anlässlich des 175-jährigen Jubiläums von Tiffany entstand wieder ein Collier mit dem Tiffany Diamond als dramatischem Anhänger – es sollte seinen großen Auftritt am Hals von Lady Gaga haben, als sie ihren Oscar entgegennahm. Ähnlich spektakulär in Szene gesetzt zeigte sich der Diamant 2021 an einer verlängerten Kette am Rücken von Beyoncé. Das Motiv – eine unverkennbare Referenz an Audrey Hepburn – war Teil einer Werbekampagne.

2023 erhielt der Stein anlässlich der Wiedereröffnung des Flagship-Stores »The Landmark« an der Fifth Avenue seine heutige Fassung: in einer Brosche, die zugleich Anhänger einer langen Kette ist, spielerisch umgarnt von fünf diamantbesetzten Vögeln, eine Hommage an Jean Schlumberger. So einzigartig wie unbezahlbar, da unverkäuflich. Übrigens: Ob der »Tiffany-Diamant« aus dem humorvollen Inserat von 1972 tatsächlich an kaufkräftige Kunden abgegeben worden wäre und wie viele Interessenten im Stammhaus an der Fifth Avenue vorstellig wurden, ist leider nicht überliefert.

AUTORIN: Friederike Weissbach