Duftgeschichte neu geschrieben: Caron - séduction Magazin Germany
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Parfum News

Duftgeschichte neu geschrieben: Caron

Von Regina Stahl 21/12/2023
Credit: PR
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Parfum Performance: das 1904 in Paris gegründete Dufthaus Caron erlebt unter der Ägide von Inhaberin Ariane de Rothschild und Parfumeur Jean Jacques ein fulminantes Revival. REGINA STAHL begab sich auf olfaktorische Spurensuche.

Wie duftet Weihnachten? Nach Punsch, Plätzchen – oder vielleicht nach „La Nuit de Noel“ von Caron? Lange Jahre war es still um die von Anfang an als exklusive Brand angelegte Parfummarke, die jetzt – gerade rechtzeitig zur Holiday-Season – ein Comeback in privat geführten Parfümerien und Luxus-Departement-Stores feiern kann.

Begründer war Ernest Daltroff, dessen russisch-jüdische Familie in Paris ein elegantes Leben führte. Nach einem kurzen Ausflug in die Couture entschloss sich der 1867 geborene Bonvivant für eine Karriere in der Welt der Düfte. Angeblich soll ihm seine Mutter schon als Kind vor dem Schlafengehen einen Tropfen ihres Parfums hinters Ohr getupft haben – auf alle Fälle hatte er ein besonderes Gespür für Aromen von Blumen, Früchten und Gewürzen perfektioniert und besaß auch ohne professionelle Ausbildung ein olfaktorisches Gedächtnis. 1903 kaufte er von Anne-Marie Caron ihren Kurzwarenladen in der Rue de la Paix 10, behielt den einprägsamen Namen bei und gründete 1904 sein Unternehmen „Parfums Caron“. In Zusammenarbeit mit der befreundeten Hutmacherin Félicie Wanpouille komponierte er jetzt Düfte. Statt phantasievoller Gebilde für den Kopf entwarf sie nicht minder dekorative Flakons aus Baccarat-Kristall – heute würde man ihr dafür den Titel „Creative Director“ verleihen. Nach dem Tod von Daltroff in New York (1941) führte sie zusammen mit einem Partner und einem Parfumeur, der noch vom Patron ausgebildet worden war, das Haus bis 1962 in Eigenregie weiter.

Besonders erfolgreich wurde das 1911 aus Narzisse, Orangenblüte und einem Hauch Moschus kreiierte „Narcisse Noir“. Der wohl berühmteste Fan dieses Parfums war Hollywood-Star Gloria Swanson. Als sie 1950 unter der Regie von Billy Wilder „Sunset Boulevard“ („Boulevard der Dämmerung“) drehte, soll sie darauf bestanden haben, dass die Kulissen damit beduftet wurden.

1934 gelang Ernest Daltroff ein weiterer Coup. Bis zu dieser Zeit benutzen Männer – wenn überhaupt – ausschließlich frisches Cologne oder After Shave. Warum nicht auch ein Parfum? Daltroff erschuf „Pour Un Homme“, das zu 61% aus Lavendelnoten bestand, die mit Nuancen von Vanille, Weihrauch und Zedernholz kombiniert wurden.

2018 hatten Benjamin und Ariane de Rothschild das von unterschiedlichen Firmen mehr oder weniger glücklos geführte Unternehmen erworben und ihr Portfolio, das aus der Privatbank Edmond de Rothschild sowie diversen Weingütern basiert, um die leicht in Vergessenheit geratene Parfummarke komplettiert. Den einstigen Luxus wieder aufleben lassen wollte vor allem die in San Salvador geborene Ariane, die auf internationalen Universitäten Wirtschaft studiert hat und nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 2021 die familieneigenen Unternehmen in Eigenregie führt. Dafür engagierte die begeisterte Duft-Verwenderin den Franzosen Jean Jacques, der an der Versailles School of Perfumery ausgebildet wurde und u.a. Parfums für Givenchy, Kenzo und Shiseido kreiert hatte. „Unser Ziel ist es, die DNA von Caron zu erhalten, aber um bestimmte neue Nuancen zu ergänzen“. Ein gutes Beispiel ist der Klassiker „Pour Un Homme“: „Bis heute ist an der Formel nichts verändert worden“, erzählt der Chefparfumeur. Lediglich um die Varianten „Le Matin“ und „Le Soir“ hat er das Original ergänzt.

Seit kurzem ist auch Arianes Tochter Olivia, 2002 geboren und jüngste von vier Schwestern, als Artistic Director mit an Bord. Von ihr stammt die Idee mit den stapelbaren Flakons, deren runde Form an das „O“ in Caron anspielen. Und an das „O“ in Olivia. Einer der heutigen Bestseller ist „Musc Oli“, von Jean Jacques ursprünglich exklusiv für die auf zahlreichen Turnieren in Frankreich erfolgreiche Hobby-Springreiterin erschaffen, jedoch aufgrund der ständigen Nachfrage in ihrem großen Bekannten- und Freundeskreis in Produktion gegangen. Jede Frau kann sozusagen ihre eigene olfaktorische „Geschichte der O“ schreiben…