Ein Leben mit Unverträglichkeiten: Im Gespräch mit Nathalie Gleitman
Ein Leben mit Unverträglichkeiten: Im Gespräch mit Nathalie Gleitman
Ernährungstipps

Ein Leben mit Unverträglichkeiten: Im Gespräch mit Nathalie Gleitman

Von Redaktion 19/12/2020
Credit: Nathalie Gleitman
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Ein schwerer Leidensweg machte sie zur erfolgreichen Kochbuchautorin: Nathalie Gleitman hat selbst in der Vergangenheit mit Mehrfachintoleranzen zu kämpfen gehabt. Durch eine Ernährungsumstellung hat sie es geschafft ihre Unverträglichkeiten loszuwerden.

Mittlerweile ist Nathalie Gleitmann ausgebildete Ernährungsberaterin. Sie hat es sich zum Beruf gemacht anderen Menschen zu helfen und teilt ihre Erfahrungen und Rezepte unter anderem auf ihrem persönlichen Blog und ihrem Instagram Account.

Wir haben mit ihr gesprochen und entlockten ihr ein paar Tipps und Tricks, wie man es trotz Unverträglichkeiten schaffen kann, ein gesundes und glückliches Leben zu führen.

Wofür steht die Marke Nathalie Gleitman?

Bei mir geht es einfach um eine gesunde Ernährung im Alltag. Ich gebe natürlich immer Alternativen für Allergiker, weil das meine Kernkompetenz ist. Insgesamt stehe ich aber für leckeres, gesundes Essen, das unkompliziert ist. Es ist mir auch ein großes Anliegen über Tabu-Themen zu sprechen, die vielen Leuten unangenehm sind, aber uns alle betreffen, beispielsweise Verdauung und Blähungen. Es ist wichtig diese Themen zu normalisieren.

„No Shame in the game.“

Nathalie, du hast selbst eine schwere Leidensgeschichte hinter dir, wann wurden deine Unverträglichkeiten diagnostiziert?

Als ich mit der Uni fertig war, ungefähr mit 21, ging es mir plötzlich sehr sehr schlecht. Warum das so war, wusste ich nicht. Es waren viele unterschiedliche Symptome, die ich verspürt habe: von Migräne über Verdauungsprobleme, bis hin zu Ausschlag, Übelkeit und Schwindel. Ich bin dann von Arzt zu Arzt gelaufen, um rauszufinden, was das Problem sein könnte. Ich wurde eigentlich immer nur mit einer Fehldiagnose nach Hause geschickt, habe aber dann letztendlich einen Arzt gefunden, der mich dann nochmal auf Unverträglichkeiten getestet hat. Dann ist rausgekommen, dass ich eine Laktose-, Histamin- und Glutenunverträglichkeit habe. 

Wie bist du dann damit umgegangen?

Ich war natürlich total erleichtert, aber wusste auch nicht wirklich wohin mit mir, weil es damals nicht so viele Informationen dazu gab. Das war jetzt kein wirklich cooles Thema und somit habe ich erstmal selber versucht mein Leben zu strukturieren. 

Wie kamst du dann zum Bloggen und schließlich zu deinem ersten Buch „Happy Healthy Food“?

Mir war es ein großes Anliegen anderen auch damit zu helfen. Unabhängig von dem, was man speziell hat, geht es mir darum: Wie man positiv bleiben, trotzdem noch fröhlich leben und den Alltag meistern kann, sodass es schmeckt und auch andere Leute mitessen können, die gar keine Probleme haben. So hat vor ungefähr vier Jahren die ganze Reise angefangen.

Bei Laktose und Gluten wissen viele womit sie es zu tun haben, bei Histamin ist das anders. Könntest du erklären, was genau Histamin ist und welche Lebensmittel Histamin enthalten?

Histamin ist ein biogenes Amin, es ist ein Botenstoff im Körper, der an der Abwehr von Entzündungsprozessen, aber auch am Schlaf- und Wachrhythmus beteiligt ist. Der Körper schüttet Histamin von alleine aus, wir nehmen es aber auch durch die Ernährung auf. Das Problem entsteht dann, wenn zu viel Histamin im Körper ist und man es nicht mehr abbauen kann. 

„Histamin ist mit eine der kompliziertesten Unverträglichkeiten, die es gibt!“

Was diese Unverträglichkeit so kompliziert macht ist, dass jeder eine andere Toleranzgrenze hat. Es ist schwierig Lebensmittel komplett als histaminfrei und histaminhaltig zu kategorisieren. Lebensmittel, die ganz klassisch Histamin enthalten, sind Dinge, die gegärt sind, wie zum Beispiel alter Käse, Sauerkraut, Wein oder Wurst. Es gibt aber auch Lebensmittel, wie Bananen und Avocados, die Liberatoren sind und dazu führen, dass der Körper Histamin ausschüttet. Dann gibt es noch Essen, das in der Grauzone liegt, da muss sich jeder individuell einfach ausprobieren und durchtesten. 

Was ist dir bei der Wahl deiner Rezepte besonders wichtig?

Grundsätzlich ist mir wichtig, dass keine Zusatzstoffe verwendet werden und dass es frisch und selbstgemacht ist. Ich verwende keinen raffinierten Zucker, sondern nehme für meine Rezepte nur natürliche Süßungsmittel.

Woher nimmst du dir die Inspiration für deine Rezepte?

Ich lasse mich total gerne von Tel Aviv inspirieren. Hier dreht sich unglaublich viel um Essen, es ist sehr international, multikulti und einfach unkompliziert. Ich habe hier viel darüber gelernt, wie Lebesnmittel kombiniert werden, wie viel man mit einfachen, frischen Zutaten kochen kann. Aber auch auf meinen Reisen in Südostasien habe ich mir viel Inspirationen aus thailändischen Gerichten, wie Currys und Eintöpfen geholt. 

Deine Rezepte sind alle einfach und schnell nachzumachen. Mit welchen Lebensmitteln kochst und backst du besonders gerne?

Ein absolutes Must-Have für jeden Tag sind für mich Haferflocken und Leinsamen. Sie sind vielseitig einsetzbar, ob in Frühstück, Snacks oder Desserts und sie enthalten viele Ballaststoffe, was sie super gesund für die Darmflora macht. Meine Hauptspeisen bereite ich immer mit frischem, saisonalem Gemüse zu. Super praktisch im Alltag sind auch Kichererbsen oder Bohnen aus der Dose (nicht bei Histaminintoleranz geeignet). Gute Basics sind Hülsenfrüchte, Quinoa und Pseudogetreide.

„Das Beste, was man machen kann, ist den Regenbogen zu essen.“

Was rätst du deinen Klienten, um besser mit ihren Unverträglichkeiten?

Man muss bei seiner Einstellung anfangen: Sich darauf konzentrieren, was man essen kann und das Beste daraus machen. Der Zweite Punk ist, ein Well-being-Tagebuch zu führen, also bei dem Ganzheitlichen anzusetzen: Schlaf, Stuhlgang, Bewegungen und Ernährung. Man kann so unglaublich viel über sich und seinen Körper lernen. 

Welche Tipps würdest du Menschen geben, die eine ähnliche Leidensgeschichte haben wie du?Was hätte dir damals geholfen?

Auf jeden Fall die Erkenntnis, dass es ein ganzheitlicher Ansatz ist, und dass es sich lohnt dranzubleiben. Sich nicht mit anderen zu vergleichen und sich keinen Druck zu machen. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass nicht jeder Tag perfekt sein kann. Auch ich habe mal Tage, an denen es mir nicht gut geht.

„Kleine Dinge führen zu großen Veränderungen.“

Du teilst auch auf Instagram immer wieder Einblicke aus deinem Alltag: wie schaffst du es trotz Stress gesund zu kochen?

Es ist eine Gewohnheits- und Organisationssache: Dazu zählt sich Rezepte für die Woche rauszusuchen oder seine Meals vorzubereiten, um nicht wahllos vor dem Kühlschrank zu stehen. Außerdem sollte man das Kochen nicht als Last sehen. Man kann nebenher Musik oder Podcasts hören, eine Serie schauen oder einfach die Zeit mit den Liebsten verbringen und so neue Traditionen schaffen. Je mehr man es macht, desto mehr Spaß macht es!

Zum Schluss: Hast du ein Rezept aus deinem Weihnacht E-Book, das du jetzt besonders zur Weihnachts-/Winterzeit gerne zubereitest oder unseren Leser*innen empfehlen kannst?

Ich liebe natürlich Plätzchen zur Weihnachtszeit. Zimtsterne esse ich total gerne. Mein Geheimtipp ist aber der Kürbisbraten. Das ist einfach eine pflanzliche Möglichkeit auch mal was anderes, festlicheres zu kochen. Besonders toll an der Weihnachtszeit ist es, Neues auszuprobieren und mit Aromen und verschiedenen Geschmäckern zu spielen. 

Wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, etwas leckeres zu kochen oder zu backen, schauen Sie doch einfach bei nathaliegleitman.com vorbei.