Im Gespräch mit den Geschäftsführern von Retterspitz
Im Gespräch mit den Geschäftsführern von Retterspitz
Hautpflege

Essenz der Natur: Im Gespräch mit den Geschäftsführern von Retterspitz

Von Tamara Draisbach 21/09/2023
Credit: Nosche
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Retterspitz: Seit über 120 Jahren verkörpert die Nürnberger Apothekenmarke den Leitsatz „Heilen, Pflegen und Wohlfühlen” und schafft eine harmonische Synthese aus Tradition, herausragender pharmazeutischer Qualität und neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Als Inhaber und Leiter des Unternehmens in mittlerweile vierter Generation sprechen die Brüder Florian und Markus Valet im séduction-Interview über die Qualitätsstandards hinter den Produkten, ihre persönliche Unternehmensphilosophie und ihre Favoriten aus dem Retterspitz-Sortiment. 

Was unterscheidet Retterspitz von anderen Hautpflegemarken?

Markus: Da Retterspitz Arzneimittel und Medizinprodukte herstellt, richtet sich alles nach hohen pharmazeutischen Standards. Schließlich ist die Pharmazie unsere DNA, unsere Historie. Unser Qualitätsanspruch zeigt sich in allem — von der Konzeption der Produkte und der Rezepturen, über die Verpackungen bis hin zum Nachhaltigkeitsgedanken.

Florian: Entsprechend ist auch in der Fertigung alles qualifiziert und validiert. Auch das Personal ist auf einem pharmazeutischen Niveau geschult, das in einer rein kosmetischen Produktion nicht notwendig wäre. Somit stellen wir alles nach pharmazeutischem Standard her, auch unsere Pflegeprodukte.

Wie wichtig ist Retterspitz die Verwendung natürlicher Inhaltsstoffe und nach welchen Kriterien werden diese ausgesucht?

Florian: Zuerst überlegen wir uns, welches Ergebnis wir mit dem Produkt erzielen wollen. Aus einschlägigen Datenbanken lässt sich herauslesen, welche Pflanze am besten dafür geeignet ist. Aufgrund seiner hohen und gleichbleibenden Qualität, haben wir immer den Anspruch, den Pharma-Rohstoff zu bekommen. Diese Rohstoffe gewährleisten nicht nur höchste Qualität sondern auch die beste Verträglichkeit und Sicherheit, denn die Pflanzen, deren Öle oder Auszüge stehen unter steter Kontrolle und sind sicher. Auch unser Wasser ist kein Leitungswasser wie es in der Kosmetik meist verwendet wird, sondern Aqua Purificata, standardisiertes Pharmawasser.

Markus: Der Großteil der verwendeten Pflanzen ist seit jeher Bestandteil unserer Produkte. Dabei legen wir insbesondere Wert darauf, dass diese in Europa beheimatet sind und nicht etwa aus Asien importiert werden müssen. Wir betrachten uns als Teil der TEM, der Traditionellen Europäischen Medizin. Entsprechend wichtig ist die Regionalität bei der Auswahl der Wirkstoffe. 

Und wie stellt ihr sonst noch sicher, dass die Produkte hochwertig sind?

Florian: Das beginnt bereits bei der Produktionsstätte. Damit überhaupt ein Arzneimittel in diesen Räumen gefertigt werden darf, muss man die nötigen Voraussetzungen schaffen. Es gibt ganz klare Vorgaben, was die Raumhygiene angeht, die Qualifizierung der Anlagen, der Behältnisse und Hilfsmittel, bis hin zum geschulten Personal. Diese Grundvoraussetzungen schaffen die Erlaubnis nach GMP-Standard, also Good Manufacturing Practice, zu produzieren, wofür es auch ein behördliches Zertifikat gibt. Hinzu kommen die stoffliche Auswahl, die Dokumentation im Laufe des Herstellungsprozesses und die Rückverfolgbarkeit. 

Markus: Das geht einher mit einem aufwändigen Qualitätsmanagementsystem, das laufend betreut und aktualisiert wird, sowohl intern als auch von externen Partnern. Im Zuge der Qualitätskontrolle wird jeder Rohstoff und jedes Packmittel geprüft und analysiert. Das fertige Produkt darf erst nach kompletter Analyse und Freigabe in den Handel. Zusätzlich wird jede Charge extern mikrobiologisch getestet. Auch diese Daten werden gesammelt und in ein Freigabedokument eingetragen.

Wie eng arbeitet Retterspitz in der Entwicklung mit Mediziner:innen und Dermatolog:innen zusammen, wenn es um die Sicherstellung der Wirksamkeit geht?

Florian: Wir arbeiten sehr eng mit unseren Partnerfirmen zusammen, die auf kosmetische Auswertungen spezialisiert sind. Dazu testen mehrere Probanden das Produkt und anschließend wird die Feuchtigkeit der Haut gemessen und dokumentiert. Die Studien sind sehr detailliert und gut beschrieben. Als amtliche Zusage erhalten wir ein Zertifikat über die Wirkung. Die Rezeptur wird dann auch noch einmal von einem unabhängigen Institut sicherheitsbewertet. Das schaut sich jeden Wirkstoff und dessen Konzentration an, denn es könnte schließlich sein, dass es einen Warnhinweis geben muss.

Das war aber nicht der Fall bisher?

Markus: Nein, wir versuchen die Rezepturen von vornherein so zu konzipieren, dass kein Warnhinweis notwendig ist. Bei manchen Produkten lässt sich das aber aufgrund ihres geringen Alkoholgehalts nicht vermeiden. Das ist behördlich festgelegt und greift vorschriftsmäßig ab einer gewissen Prozentzahl.

Retterspitz gilt mit über 120 Jahren Erfahrung als Traditionsmarke. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen dem Altbewährtem und dem Neuem? 

Markus: Ich sehe das gar nicht als Widerspruch, im Gegenteil. Ich finde die Tradition und die Langfristigkeit, die wir mit über 120 Jahren Erfahrung haben, ist die optimale Basis, um Neues zu schaffen. Wir verfügen über sehr viel Know-how und Kompetenz, sei es bei der Konzeption von Produkten, bei der Fertigungstechnologie oder den Zulassungen. Wir können im Gegensatz zu Branchen-Newcomern also bereits aus einem vollen Erfahrungsschatz schöpfen. Und wenn etwas nicht direkt in unseren Kompetenzbereich fällt, wie etwa die Parfümherstellung, suchen wir uns einen Partner, der in seinem Bereich Experte ist. Dann können wir gemeinsam, wie im Fall von Juniper mit Parfümeur Geza Schön, ein Produkt entwickeln. Das ist ein kreativer Prozess, bei dem jeder aus seinem Bereich Wissen und Erfahrung beisteuert.

Können Sie uns schon ein paar Pläne für künftige Innovationen verraten?

Markus: Das Thema Duft bereitet uns viel Freude und wird stark nachgefragt, da wollen wir uns auf jeden Fall noch weiterentwickeln. 

Florian: Wir halten uns da aber gerne etwas bedeckt, da wir, gerade in der Entwicklung, nie genau wissen wie lange es dauern kann, bis das Produkt wirklich fertig ist. Denn wenn die Qualität und die Sicherheit stimmen sollen, muss man sich auch die nötige Zeit nehmen. 

Markus: Das Wichtigste ist schließlich auch, am Ende ein sicheres und gutes Produkt zu haben. Klar ist es manchmal schade, wenn eine Formulierung, eine Rezeptur erst einmal nicht so funktioniert hat wie erhofft, aber natürlich kommt nichts auf den Markt, bevor es nicht gut ist.

Sie machen sich nicht den Druck, dass bis zu einer gewissen Deadline etwas Neues erscheinen muss? 

Florian: Nein, denn dann bleibt irgendetwas auf der Strecke. 

Markus: Das gab es auch noch nie bei uns. Es ist eher so, dass wir eine bestimmte Vorstellung haben und mit der Entwicklung anfangen. Auf dem Weg zeigt sich dann, was noch optimiert werden kann — vielleicht passt der Geruch noch nicht oder die Konsistenz — und dann geht das seinen Gang. Wir lassen uns da gar nicht unter Druck setzen. Neuheiten sind wichtig, aber wir wollen nicht riskieren, unsere Kundschaft zu enttäuschen. Die Kund:innen erwarten bei uns auch nicht ständig etwas Neues. Durch den Store lernen sie ja auch Produkte, die es schon lange am Markt gibt wieder neu kennen und können die Bandbreite des Sortiments ganz anders entdecken. 

Der Retterspitz-Store ist schon eine kleine Sehenswürdigkeit, oder?

Markus: Das kann man schon so sagen, vor allem in diesen Zeiten, wo die Innenstädte veröden und es immer weniger Spezialgeschäfte gibt. Da freuen sich die Leute natürlich, wenn wieder etwas Neues aufmacht. Viele kennen Retterspitz noch von ihren Großeltern, aber auch diejenigen, die es nicht kennen, kommen zu uns und erleben die Qualität des Stores. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Einzelhandel eine Chance hat, aber dazu muss man den Kund:innen auch ein Erlebnis bieten. Nicht nur das Produkt muss überzeugen, sondern auch der menschliche Kontakt. Es braucht Fachpersonal, das mit Spaß und Leidenschaft dabei ist. Gerade am Anfang ist im Einzelhandel normalerweise eine hohe Fluktuation beim Personal. Unser Store-Team ist nun seit zwei Jahren unverändert und immer noch mit Feuereifer dabei. Das ist schon etwas Besonderes und erhöht die Beratungsqualität, denn unsere Verkäufer:innen kennen ihre Kundschaft und deren Bedürfnisse.

Sie verwenden all ihre Produkte auch selbst — welches ist Ihr persönlicher Favorit?

Markus: Ich liebe alle Produkte, aber eines meiner Favoriten ist Retterspitz Innerlich. Das ist ein so vielfältig einsetzbares Mittel. Ich war kürzlich wieder auswärts essen und hatte ein schweres Gefühl im Magen. Anstelle von Schnaps nehme ich in solchen Fällen immer gleich mein Retterspitz Innerlich und nach einer Viertelstunde sind alle Magenbeschwerden weg.

Florian: Ich muss mich da anschließen. Innerlich dient für mich auch dem Wohlfühlen nach dem Essen, auch wenn man nicht direkt Magenschmerzen hat. Man würde in so einem Fall nicht zum Arzt gehen, aber es fühlt sich einfach gut an, wenn der Magen wieder im Gleichgewicht ist. Ein weiterer Favorit ist für mich die Muskelcreme, als Vor- oder auch Nachbereitung beim Sport und in akuten Fällen, wenn man Schmerzen hat. Das ist auch so ein Allrounder-Produkt, das ich wirklich sensationell finde. 

Stichwort Klimaschutz — wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Retterspitz?

Florian: Ich glaube das steckt bei uns schon im Grundsatz — wenn man wie wir mit der Natur arbeitet, dann möchte man diese natürlich auch schonen und bewahren. Nachhaltigkeit wird bei uns deshalb jeden Tag gelebt — heute wie vor 50 Jahren. Schon damals wurde Wert auf regionale Partner und kurze Transportwege gelegt. Unsere Packmittel beziehen wir zum Beispiel aus der Umgebung, aus Landshut, dem Tegernsee oder Hersbruck. 

Auch in der Entwicklung versuchen wir die Produkte und Prozesse immer wieder im Sinne der Nachhaltigkeit zu optimieren. Das ist ein fortwährender Prozess. Unsere Kartons wurden beispielsweise früher mit Kunststoffklebeband verschlossen — mittlerweile kommt hier ein Papierband mit eingeflochtenen Verstärkungen zum Einsatz, das es vorher aber noch nicht gab.  Deshalb muss man auch immer nach Neuheiten Ausschau halten, auf Messen gehen, recherchieren und sich entsprechend umstellen. Wir haben außerdem ein Blockheizwerk, was schon viel Energie einspart. Unsere Geschäftswagen stellen wir nach und nach auf Elektro-Autos um. Zudem hat jede/r Mitarbeiter:in die Möglichkeit, sich ein E-Bike zu leasen, das von uns subventioniert wird.

Markus: Erst kürzlich haben wir auch unsere PV-Anlage erweitert, damit wir in punkto Energieerzeugung autark und klimaneutral sind.

Was liegt Ihnen als Unternehmern außerdem noch besonders am Herzen?

Markus: Wir finden es enorm wichtig, dass man als Unternehmen seine Mitarbeiter korrekt behandelt und sich, abgesehen von einer fairen Bezahlung auch auf Augenhöhe begegnet. Deshalb legen wir großen Wert auf ein familiäres Arbeitsklima und einen respektvollen, wertschätzenden Umgang. Wir kennen alle Mitarbeiter:innen persönlich, auch wenn das Unternehmen stetig wächst. 

Florian: Und das Schöne ist: Das wird auch von den Mitarbeiter:innen untereinander gelebt. Wenn ich sehe, dass beim Mittagessen der Akademiker und die Reinigungskraft zusammensitzen und sich über alles Mögliche austauschen, denke ich mir — die haben es verstanden. Schließlich ziehen ja auch alle an einem Strang und haben das gleiche Ziel. Eben wie eine große Familie. 

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